ANÖ Beitrag

20. April 2023

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Notfallversorgung nicht mehr gesichert

Das Gesundheitssystem bricht auseinander. Der Worst Case, dass selbst das Erreichen einer Notaufnahmestation keine Versorgung sichert, ist nun eingetreten. Das kostet Menschenleben.

(Wien/OTS) – In den Medien häufen sich Berichte über dramatische Situationen im Gesundheitssystem. Immer wieder wird von ExpertInnen dabei versichert, dass die Notversorgung sichergestellt sei. Das stimmt nicht.

Bereits zwei Patienten mussten so lange auf die Versorgung in der Notfallambulanz warten, dass sie in der Zwischenzeit, vom Personal unbemerkt, verstorben sind
(Eine Pflegeperson )

Dem Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverband (ÖGKV) liegen Berichte von den enormen Auswirkungen auf die Versorgung, ausgelöst durch Personalmangel, vor. Das hat bereits Menschenleben gekostet. „“Bereits zwei Patienten mussten so lange auf die Versorgung in der Notfallambulanz warten, dass sie in der Zwischenzeit, vom Personal unbemerkt, verstorben sind““, berichtet eine Kollegin. Eine weitere Kollegin berichtet von unhaltbaren Zuständen in der stationären psychiatrischen Versorgung. Der Stationsbetrieb muss an manchen Tagen von einer Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerin und einer Auszubildenden aufrechterhalten werden. Laut Plan sollten dort drei Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegepersonen Dienst versehen.

Es tritt jetzt ein, was lange prognostiziert wurde. Das Gesundheitssystem bricht zusammen
(ÖGKV Präsidentin Elisabeth Potzmann )

Es fehlt grundsätzlich an Gesundheitspersonal. Diesem Notstand liegt jedoch in erster Linie ein Mangel an Pflegepersonal zugrunde. „“Es tritt jetzt ein, was lange prognostiziert wurde. Das Gesundheitssystem bricht zusammen““, sagt ÖGKV Präsidentin Elisabeth Potzmann. Rasche Lösungen wird man jetzt nur durch den Einsatz von Geld verwirklichen können. Im Zusammenhang mit der Ärzteschaft wurden höhere Gehälter zum Teil bereits umgesetzt. Das ist auch für den Pflegebereich unerlässlich, will man Mitarbeiter:innen halten bzw. zurückgewinnen. Mittelfristig muss endlich angegangen werden, was bereits seit Jahrzehnten gefordert wird. „Das Gesundheitssystem in Österreich muss neu gedacht und die zentrale Rolle der professionellen Pflege im neuen System anerkannt werden. Das Leben uns Länder wie Norwegen oder Schweden schon lange vor“, so Potzmann. Dazu muss die professionelle Pflege mehr Kompetenzen, mehr Geld und mehr Mitspracherecht bekommen. Nur so wird es in Zukunft möglich sein, die Bevölkerung qualitativ und niedrigschwellig zu versorgen.
Eines ist sicher: An die Standards, welche die Menschen in Österreich von ihrem Gesundheitssystem gewohnt waren, wird man in den kommenden Jahren nicht mehr herankommen.