Von der Dialyse-Station zum Wasserfilter auf den Golanhöhen

(APA) Recycling auf die Spitze gehoben hat ein israelisches Unternehmen auf den Golanhöhen. Die Firma Nuf Filtration reinigt das gesamte Abwasser der Menschen und rund 5.000 Kühen aus der Gegend im Grenzgebiet zu Syrien und Jordanien mit bereits benutzten Geräten aus der Dialyse-Behandlung. Die kostengünstige und patentierte Technik, die im Notfall auch ohne Elektrizität zu benutzen ist, soll Menschen nach Naturkatastrophen zudem helfen, einfach an frisches Trinkwasser zu kommen.

Ein Auffangbecken für ungeklärtes Wasser auf den Golanhöhen.

„Die Filter dienen im Prozess wortwörtlich wie künstliche Nieren und kosten fast nichts“, erklärte Geschäftsführer Mino Negrin bei der Besichtigung der Anlage. Zehn Prozent des gesamten Dialyse-Filter-Aufkommens in Israel, 100.000 Filter pro Jahr, kauft die Firma zu niedrigen Kosten ein. Danach werden die Plastik-Gerätschaften professionell gereinigt und sterilisiert bevor sie zum Einsatz kommen. Der Reihe nach werden im Dreiländereck inmitten von Wüstenlandschaft 2.560 Filter fast wie eine Perlenkette aneinandergereiht, um das kostbare Wasser der regenarmen Region zu reinigen.

Das System entfernt Schwebstoffe, Krankheitserreger, Bakterien, Viren und alle organischen Stoffe, ob aus Seen, Flüssen, Brunnen oder Abwasserkanälen. Dabei funktioniert der Prozess ausschließlich mechanisch, Chemikalien werden nicht eingesetzt. Besonders die Ausscheidungen von Kühen mit den starken gelben Pigmenten stellt die Aufbereitung durchaus vor Herausforderungen.

Stausee mit gereinigtem Wasser besliefert Landwirtschaft

Das Wasser tritt mit niedrigem Druck in das System ein, während der Reinigungsprozess durch mechanischen Größenausschluss an den Membranen erfolgt. Die Filter lassen nichts durch, das größer als 30 Nanometer ist. Zum Vergleich, ein durchschnittliches menschliches Haar ist 70.000 Nanometer dick. Am Ende durchdringen nur Wasser und gelöste Salze die Membranen als gereinigtes, aufbereitetes Trinkwasser.

Und jenes Wasser, das mit Rückständen herausgefiltert wurde, wird in ein Becken auf einer kleinen Plattform oberhalb der Hauptanlage geleitet und der Prozess wird von Neuem gestartet. So werde kein Tropfen verschwendet. Das gesamte Wasser der Region wird zu Nuf geleitet und wird in der israelischen Gemeinschaft am Golan nach der Aufbereitung wiederverwertet. Insgesamt wohnen auf dieser Seite der Golan-Höhen etwa 50.000 jüdische Israelis und Drusen, eine Religionsgemeinschaft im Nahen Osten.

Aus einem Stausee mit dem gereinigten Wasser entnehmen die Landwirte dann etwa direkt das Wasser für ihre Pflanzen und Tiere. „Und um das Reservoir wirklich effizient zu nützen, werden die bestehenden Solaranlagen über dem See in Kürze deutlich ausgebaut“, sagte Rony Zigler, Geschäftsführer von Kochey Golan, der staatlichen Abwasserversorgung der Gegend.

Und um den Kreis zu den Dialyse-Geräten zu schließen, hat sich Zigler nach eindringlicher Beschäftigung mit der Thematik im Vorjahr dazu entschieden, einem Fremden eine seiner Nieren zu spenden. Über ein Dutzend weiterer Bewohner seines Kibbuz tat dies zuvor ebenfalls. Organentnahmen an hirntoten Patienten und Patientinnen ist für streng gläubige Juden umstritten, weshalb es in dem Land immer wieder zu altruistischen Spenden kommt. „Dem Mann, der meine Niere erhalten hat, geht es jetzt wieder gut und ich selbst war zwei Tage nach der Operation wieder fit“, sagte Zigler, der keinen großen Bahnhof um seine Tat machen will.

Vermintes Gebiet

Das Firmengebäude von Nuf, das auch viele Projekte im Ausland hat, liegt hoch oben auf dem Golan. Die enge und staubige Straße, die zum Unternehmen führt hat kaum einen Meter von der Fahrspur entfernt die Warnhinweise auf einem Stacheldraht, nicht auszusteigen. Das Gebiet ist vermint und immer wieder kommt es zu Zwischenfällen, auch wenn sich die Verantwortlichen davon nicht beunruhigt zeigten.

Im Sechs-Tage-Krieg 1967 hatte Israel die syrischen Golan-Höhen besetzt. Israel hatte das auf bis zu tausend Meter Seehöhe gelegene, 1.150 Quadratkilometer große Areal erobert, nachdem Syrien von dort aus Raketen auf israelische Gebiete gefeuert hatte. 1973 konnte Syrien zunächst Teile des Gebietes zurückerobern, wurde in Folge jedoch hinter die Grenzen von 1967 zurückgedrängt. 1981 folgte die einseitige Annexion des Gebiets, sie ist international nicht anerkannt.

UNO-Blauhelmsoldaten überwachen in dem Gebiet zwischen dem See Genezareth und Syriens Hauptstadt Damaskus einen Waffenstillstand von 1974. Auch österreichische Blauhelm-Soldaten waren jahrzehntelang am Golan stationiert, bis die damalige Bundesregierung im Juni 2013 nach heftigen Gefechten und Entführungen den Abzug beschloss.