ANÖ Beitrag

13. November 2020

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Welt-Diabetes-Tag 2020: Wie die „Zuckerkrankheit“ langsam Herz und Nieren schwächt

An Diabetes stirbt man nicht, aber an den Folgen

Wien (OTS) – Rund 600.000 Menschen in Österreich leiden an Diabetes. Davon sind rund 90 Prozent von Typ-2-Diabetes betroffen, der häufigsten Form der Erkrankung. Bleibt die Stoffwechselkrankheit lange unerkannt und -behandelt, schädigt diese die Gefäße. Herzschwäche, Herzinfarkt sowie Nierenversagen sind mögliche Spätfolgen und Komplikationen. Um Herz und Niere trotz Diabetes zu schützen, sind eine ausgewogene Ernährung, Gewichtsreduktion sowie ausreichend Schlaf und der Verzicht auf die Zigarette nötig. Der Weltdiabetestag am 14. November steht dieses Jahr im Zeichen der Diabetesbetreuung und -pflege.

Symptome wie ungewöhnlich hoher Durst, vermehrtes Wasserlassen, unfreiwilliger Gewichtsverlust, trockene oder juckende Haut und Sehstörungen können Hinweise auf eine Diabeteserkrankung sein. Auch oder besonders in Zeiten von SARS CoV 2 sollte man den Weg in die Arztpraxis nicht scheuen, um bei der Diagnostik bis zum eventuellen Einleiten einer Therapie keine Zeit zu verlieren. Denn schon mithilfe eines einfachen Bluttests kann ein Diabetes festgestellt werden
Dr. Susanne Seitl, Fachärztin für Innere Medizin in Salzburg

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Diabetes entsteht durch einen Überschuss an Zucker (Glukose) im Blut. Der chronisch erhöhte Blutzuckerspiegel schädigt im Laufe der Zeit die Blutgefäße und Nerven aller Organe des Körpers. Besonders sind jedoch Herz und Niere betroffen. So ist Diabetes nach wie vor der häufigste Grund für eine Nierenersatztherapie. Zwischen Herz und Nieren herrscht ein enger Kreislauf. „Das hormonelle und metabolische Zusammenspiel wirkt sich auf beide Organe aus. Wird Eiweiß im Harn festgestellt, zeigt dies gleichzeitig sowohl eine beginnende Nierenschädigung als auch ein erhöhtes Risiko für Herzkreislauferkrankungen an. Die Ursache sind Gefäßschädigungen, die zur selben Zeit im ganzen Körper stattfinden können. Diese Gefäßschäden entstehen direkt durch den Blutzucker aber auch durch erhöhten Blutdruck und schädliche Blutfette, die beide typische Begleiterscheinungen des Typ-2-Diabetes sind“, erklärt OA Dr. Helmut Brath von der Diabetes- und Fettstoffwechselambulanz, Gesundheitszentrum Favoriten der Österreichischen Gesundheitskasse. Eine gute Diabetestherapie nimmt vom ersten Tag an auf diese Organe Rücksicht und kann so zu einer längeren Lebenserwartung und besserer Lebensqualität beitragen. „“Symptome wie ungewöhnlich hoher Durst, vermehrtes Wasserlassen, unfreiwilliger Gewichtsverlust, trockene oder juckende Haut und Sehstörungen können Hinweise auf eine Diabeteserkrankung sein. Auch oder besonders in Zeiten von SARS CoV 2 sollte man den Weg in die Arztpraxis nicht scheuen, um bei der Diagnostik bis zum eventuellen Einleiten einer Therapie keine Zeit zu verlieren. Denn schon mithilfe eines einfachen Bluttests kann ein Diabetes festgestellt werden““, appelliert Dr. Susanne Seitl, Fachärztin für Innere Medizin in Salzburg.

Für Prävention ist es nie zu spät

Typ-2-Diabetes ist die häufigste Diabetesform. Die Häufigkeit steigt mit dem Alter, jedoch können auch jüngere Menschen von der Erkrankung betroffen sein. Umso wichtiger ist es, früh mit der Prävention zu beginnen: „Diese sollte möglichst schon im Kindes- und Jugendalter beginnen, da zuckerhaltige Getränke, wie Soft- und Energydrinks, sowie mangelnde Bewegung häufige Gründe für Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen sind. Die genannten Faktoren können später das Risiko für einen Typ-2-Diabetes erhöhen. Ausdauersport wie Radfahren, Laufen und rasches Gehen, optimal 3x/Woche für 30 Minuten eignen sich besonders, um kardiovaskuläre Erkrankungen vorzubeugen“, erklärt Dr. Susanne Seitl.

Wird Diabetes nicht rechtzeitig vorgebeugt und behandelt, sind die Spätfolgen umso verheerender: „“Eine aus dem Diabetes resultierende Herzschwäche kann die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit massiv einschränken. Rund jede zweite Person mit Diabetes mellitus Typ-2 bekommt im Laufe des Lebens eine Herzschwäche, diese kann sich massiv auf die Lebensqualität auswirken und das Leben um Jahre verkürzen, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird““, erklärt OA Dr. Helmut Brath. Einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität und Erhaltung der Gesundheit trotz Diabetes können Betroffene selbst leisten: „Tägliche moderate Bewegung, eine ausgewogene Ernährung, beispielsweise mediterrane Kost mit viel frischem Gemüse, wenig Fleisch und den richtigen Ölen und Nüssen, Gewichtsreduktion bei Übergewicht, ein guter Biorhythmus mit ausreichend Schlaf und Erholung, sowie das Atmen sauberer Luft (und somit kein Rauchen oder Passivrauchen) sind die wichtigsten Maßnahmen, die jede und jeder für sich selbst setzen kann“, ergänzt der Experte abschließend.

Welt-Diabetes-Tag 2020: Akuter Mangel in der Diabetesbetreuung im Jahr 2030 erwartet

Am 14. November ist der internationale Weltdiabetestag, der jedes Jahr auf die Gefahren dieser weltweit viel zu häufigen Erkrankung aufmerksam macht. Der diesjährige Weltdiabetestag steht unter dem Motto: „Nurses make the difference“ und soll das Bewusstsein für die Bedeutung von qualifiziertem medizinischen Personal in der Betreuung von Diabetespatienten schärfen. Einer Schätzung der WHO zufolge, muss die Zahl an qualifiziertem Personal in der Diabetesbetreuung pro Jahr um acht Prozent steigen, ansonsten entsteht bis 2030 ein Mangel[2] in der Betreuung von Diabetespatienten.