ANÖ Beitrag

7. Mai 2020

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Medizinstudium: Österreich weist 91 Prozent der potenziellen Jungärzte zurück!

Kärntens LHStv.in Prettner: 17.599 Maturanten wollen Arzt werden – Nur 1.740 werden zum Medizinstudium zugelassen – Prettner warnt vor weiterer Zuspitzung der Situation

Auch wenn Kärnten die positive Ausnahme bilde, fordert Prettner (SPÖ) den Bund auf, „endlich auf den Ernst der Lage zu reagieren.“ (c) ANÖ/Arciv/lpd

(Klagenfurt/OTS/LPD) – So viele junge Menschen wie schon seit Jahren nicht möchten heuer ein Medizinstudium beginnen: Doch von den 17.599 potenziellen Nachwuchsärzten erhalten österreichweit nur neun Prozent die Chance, in ein Studium einzusteigen. „Das heißt: 15.859 Maturanten bzw. 91 Prozent werden wieder nach Hause geschickt“, kritisierte, heute, Donnertag, die Kärntner Gesundheitsreferentin Beate Prettner. „Und das, obgleich in Österreich alleine im Bereich der Hausärzte 95 Kassenstellen unbesetzt sind – man stelle sich das vor: Fast 100 Gemeinden haben gar keinen oder zu wenig Allgemeinmediziner und dennoch hält der Bund an seiner rigorosen Zugangsbeschränkung für das Medizinstudium fest“, versteht Prettner „die unverantwortliche und kurzsichtige Vorgangsweise“ nicht.

Auch wenn Kärnten die positive Ausnahme bilde, fordert Prettner den Bund auf, „endlich auf den Ernst der Lage zu reagieren.“ Tatsächlich gibt es in Kärnten nur eine einzige unbesetzte Kassenstelle für Allgemeinmedizin – und zwar in St. Lorenzen im Lesachtal: Doch auch hier werde bereits mit Interessenten verhandelt. „Damit hat Kärnten ein Alleinstellungsmerkmal in Österreich“, informierte die Gesundheitsreferentin. Im Vorjahr waren es 16.444 Maturanten, die sich dem Aufnahmeverfahren an den Medizinischen Universitäten in Wien, Innsbruck und Graz sowie an der Medizinischen Fakultät in Linz gestellt haben. Heuer sind es um 1.155 mehr. „Österreich sollte sich glücklich schätzen, dass so viele junge Menschen den Wunsch haben, Arzt zu werden; stattdessen weisen wir 91 Prozent ab“, sagte Prettner.

Sie fordert „dringend eine Aufstockung der Studienplätze oder zumindest eine Änderung der Zugangsbeschränkung, die mehr Abgänger in den vakanten Bereichen, wie etwa Allgemeinmedizin, Radiologie, Psychiatrie oder Kinder- und Jugendheilkunde hervorbringt.“ Der Bund müsse reagieren und dürfe nicht weiter tatenlos zusehen, warnt die Kärntner Gesundheitsreferentin vor einer weiteren Zuspitzung der Situation. Wie heute Bildungsminister Heinz Faßmann bekanntgegeben hat, wird der Aufnahmetest aufgrund der Coronakrise auf den 14. August verschoben. Übrigens: Rund 60 Prozent der Anmeldungen gehen auf Frauen zurück.