OECD-Studie: Wir werden nicht mehr so viel älter

Während in Österreich in den Jahren 2002 bis 2007 die Lebenserwartung noch um mehr als 15 Monate zunahm, waren es von 2012 bis 2017 nur noch etwa sieben Monate

(ANÖ/APA). Wien/Paris – Die Zunahme der Lebenserwartung der Menschen in den OECD-Mitgliedsländern flacht ab. Von 2014 auf 2015 verringerte sie sich sogar in zahlreichen Staaten, darunter auch in Österreich. Eine hohe Raucherquote und ein im Ländervergleich sehr hoher Alkoholkonsum drücken die Lebenserwartung der Österreicher. Das zeigt der neue „Gesundheit auf einen Blick“-Bericht (Health at a Glance) der OECD.

Unser Lebensstil wirkt sich negativ auf die Lebenserwartung aus. Das zeigen die Daten der OECD.

„Ein genauer Blick auf die Trends bei der Lebenserwartung bei Geburt zeigt eine beträchtliche Verlangsamung bei den Zugewinnen in den vergangenen Jahren. (…) Das war am deutlichsten in den USA, Frankreich, den Niederlanden, Deutschland und Großbritannien zu sehen“, heißt es in dem Report. „2015 fiel die durchschnittliche Lebenserwartung in den OECD-Ländern – zum ersten Mal seit 1970. 19 Staaten zeigten eine Reduktion, am ehesten auf eine besonders schwere Influenza-Welle zurückzuführen, die viele geschwächte ältere Menschen und andere Vulnerable tötete“, schreiben die Autoren des Berichts.

Nahm beispielsweise die Lebenserwartung in Österreich bei der Geburt im Durchschnitt in den Jahren 2002 bis 2007 noch um mehr als 15 Monate zu, waren es im Zeitraum 2012 bis 2017 nur noch etwa sieben Monate. Während die Lebenserwartung in Estland von 2014 auf 2015 beispielsweise um sechs Monate stieg (Finnland: plus 3,6 Monate an zweiter Stelle), sank sie in Italien am deutlichsten, nämlich um 7,2 Monate (Deutschland: minus sechs Monate). Auch Österreich schnitt mit minus 3,6 Monaten deutlich schlechter ab als der OECD36-Durchschnitt (minus ein Monat). Die Japaner hatten 2017 mit 84,2 Jahren die höchste Lebenserwartung vor den Schweizern (83,6 Jahre). Österreich lag mit 81,7 Jahren im besseren Mittelfeld (OECD: 80,7 Jahre). In Südafrika haben die Menschen in diesem Ländervergleich die geringste Lebenserwartung von nur 63,4 Jahren.

Lungenkrebs ist häufigste Todesursache

Die vermeidbaren Todesfälle sind in den OECD-Ländern zu 32 Prozent Krebserkrankungen. In Österreich wären 118 Todesfälle pro 100.000 Einwohner und Jahr vermeidbar (2017), im OECD-Durchschnitt 133 pro 100.000 Einwohner. In Lettland als negativer Spitzenreiter wären es sogar 269 Todesfälle pro 100.000 Menschen (Ungarn: 253 an zweiter Stelle). Während in Japan 2017 nur 31 Menschen pro 100.000 Einwohner an Herzinfarkt oder anderen ischämischen Herzerkrankungen starben und sich diese Mortalität zwischen den Jahren 2000 und 2017 dort noch um 40 Prozent verringerte, lag Österreich mit 122 Todesfällen pro 100.000 Einwohnern (minus 39 Prozent im Auswertungszeitraum) schlechter als der OECD36-Durchschnitt (115 Todesfälle pro 100.000 Menschen im Jahr 2017). Sehr gut ist hingegen Frankreich mit nur 38 Verstorbenen, die auf Herzerkrankungen zurückzuführen sind, pro 100.000 Einwohner (dritter Rang) und einem Minus von 85 Prozent zwischen den Jahren 2000 und 2017.

Etwas besser als im Durchschnitt ist die Position Österreichs bei der Krebsmortalität mit 185 pro 100.000 Einwohnern für das Jahr 2017. In der OECD lag der Wert im Mittel bei 201 Krebstoten pro 100.000. Am schlechtesten schnitt Ungarn (275/100.000) ab. Sowohl bei den Männern (24,8 Prozent) als auch bei den Frauen (17,3 Prozent) ist Lungenkrebs bereits die häufigste Krebs-Todesursache in der OECD.

Das führt quasi automatisch zu den wichtigsten Risikofaktoren für schwere Erkrankungen. „Quer über die OECD hinweg rauchen 18 Prozent der Erwachsenen täglich. Die Raucherraten schwanken zwischen 25 Prozent in Griechenland, der Türkei, Ungarn und Frankreich und unter zehn Prozent in Mexiko und Island. (…) Bei den Frauen sind sie am höchsten in Österreich, Griechenland, Chile, Frankreich und Ungarn (über 20 Prozent)“, heißt es in dem Report. In Österreich rauchten 2017 24,1 Prozent der Erwachsenen täglich, seit 2007 gab es sogar einen kleinen Anstieg. In Estland sank die Raucherquote beispielsweise von knapp unter 30 auf 17,2 Prozent, in den USA von 15 auf 10,5 Prozent.

Österreicher trinken zu viel Alkohol

Beim Alkohol – immerhin sind in der OECD neun Prozent der vermeidbaren Todesfälle auf Alkohol und Drogen zurückzuführen – liegt Österreich mit einem durchschnittlichen Konsum von 11,8 Litern reinen Alkohols pro Kopf (Menschen über 15 Jahre) im Jahr 2017 an zweitschlechtester Stelle nach Litauen (12,3 Liter). Im OECD36-Durchschnitt sind es 8,9 Liter, in Norwegen zum Beispiel nur sechs Liter. In den meisten Staaten ist der Alkoholkonsum rückläufig.

Laut den OECD-Daten sind bereits 58 Prozent der Erwachsenen von 23 OECD-Mitgliedsländern übergewichtig oder adipös (2017). In Chile, Mexiko und den USA beträgt dieser Prozentsatz mehr als 70 Prozent, in Japan hingegen weniger als 35 Prozent. In 13 OECD-Ländern (gemessene Werte und Selbstangaben) schwanken die Prozentsätze zwischen 42 Prozent in der Schweiz und 65 Prozent in Island. In Österreich sind 46,7 Prozent der Erwachsenen übergewichtig oder adipös.