ANÖ Beitrag

24. Oktober 2019

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PRAEVENIRE Initiative Gesundheit 2030 präsentiert Zwischenbericht zum Weißbuch „Zukunft der Gesundheitsversorgung“

Gutes bewahren und Neues gestalten – Patient muss in den Mittelpunkt des Gesundheitssystems gestellt werden

Wien (OTS) – „Um auch in Zukunft ein leistungsfähiges Gesundheitssystem mit der besten medizinischen Versorgung für die österreichische Bevölkerung zu gewährleisten, müssen wir im System Veränderungen durchführen. Wir werden in Zukunft nicht nur die Qualität sondern auch die Quantität der Versorgung sicherstellen müssen. Diese Entwicklungen aufzunehmen, durchzudenken und sich die Konsequenzen bewusst zu machen ist der Ansatz von PRAEVENIRE Initiative Gesundheit 2030“, betont Dr. Hans Jörg Schelling, Präsident des Vereins PRAEVENIRE – Gesellschaft zur Optimierung der solidarischen Gesundheitsversorgung bei einer Pressekonferenz anlässlich der Präsentation des Zwischenberichts zum Weißbuch „Zukunft der Gesundheitsversorgung“ gemeinsam mit den Mitgliedern des wissenschaftlichen PRAEVENIRE-Beirats ao. Univ.-Prof. Dr. Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer und Dr. Gerald Bachinger, Niederösterreichischer Patienten- und Pflegeanwalt, Sprecher der Österreichischen Patientenanwälte. „Der Verein PRAEVENIRE hat sich das Ziel gesetzt, ein Wegweiser in die Zukunft zu sein und hat dafür die PRAEVENIRE Initiative Gesundheit 2030 im Mai 2019 gestartet. Im Mai 2020 wollen wir das Weißbuch der Bundesregierung und den Landesregierungen übergeben. Zeitgerecht für die Regierungsverhandlungen soll mit den aus der bisherigen Erarbeitung entstandenen ersten Essenzen ein Anstoß gegeben werden, wie ein modernes, zukunftsorientiertes Gesundheitssystem aussehen soll“, unterstreicht PRAEVENIRE Präsident Schelling.

Mit rund 150 hochkarätigen Vortragenden und Diskutierenden sowie 500 Stakeholdern waren die 4. PRAEVENIRE Gesundheitstage im Stift Seitenstetten im Mai 2019 der erfolgreiche Kick-off für die Arbeit zur Erstellung des Weißbuchs „Zukunft der Gesundheitsversorgung“. Dabei wurde nach dem Motto „alles auf den Tisch“ offen diskutiert und zur Erstellung einer Strategie, wie ein modernes, leistungsfähiges Gesundheitssystem für die österreichischen Bevölkerung erhalten und entwickelt werden kann, thematische Schwerpunkte festgelegt. Resultierend daraus wurden 15 Themenkreise definiert: Versorgungs- und Gesundheitsziele, Rehabilitation, Pflege & Betreuung, Wissenschaft & Forschung, Innovation & Finanzierung, Standortpolitik, Gesundheitsberufe, Ausbildung, Gesundheitskompetenz, Prävention, Digitalisierung, Moderne Infrastruktur, Systemstruktur, Frühe Diagnose & Therapie, Patientenorientierung. Mittels Arbeitsgruppen, Interviews und Gipfelgesprächen werden seither die einzelnen Kapitel des Weißbuchs erarbeitet. Bisher haben dafür 40 Einzelinterviews sowie 23 PRAEVENIRE Gipfelgespräche mit 233 renommierten Expertinnen und Experten stattgefunden. Die wichtigsten Essenzen aus den Gipfelgesprächen werden in die Diskussion der 15 Arbeitsgruppen eingebracht. „Gemäß dem Grundsatz des Vereins PRAEVENIRE — Gesellschaft zur Optimierung der solidarischen Gesundheitsversorgung, dass es um Menschen und nicht um Systeme geht, stehen bei allen Überlegungen immer die Patientinnen und Patienten im Mittelpunkt. Davon ausgehend muss definiert werden, was benötigen diese wann, wo, von wem und in welcher Form“, hebt PRAEVENIRE Präsident Schelling hervor. Bei der Erarbeitung des Weißbuchs „Zukunft der Gesundheitsversorgung“ würden sich folgende zehn Thesen herauskristallisieren:

1.Der Patient muss in den Mittelpunkt des Gesundheitssystems gestellt werden.
2.Die Gesundheitskompetenz der Menschen soll gestärkt und Prävention gefördert werden.
3.Der Patient muss durch das Gesundheitssystem gesteuert werden.
4.Die Finanzierung des Gesundheitssystems soll aus einem Topf erfolgen.
5.Der niedergelassene Bereich muss gestärkt und für die Herausforderungen der Zukunft abgesichert werden.
6.Die Vernetzung der einzelnen Gesundheitsberufe muss gestärkt und diese müssen zukunftsfit gemacht werden.
7.Eine verbesserte Qualitätssicherung und höhere (qualifizierte) Transparenz im Gesundheitssystem soll geschaffen werden.
8.Die Chancen und Möglichkeiten der Digitalisierung sollen für die Patientinnen und Patienten sowie das System verstärkt genutzt werden.
9.Der Forschungsstandort Österreich muss weiter gestärkt werden.
10.Die Integration der Gesundheitsversorgung muss intensiviert werden.

„Für ein effizientes Funktionieren muss das Gesundheitssystem gut strukturiert sein – ganz nach dem Leitsatz `structure follows strategy´“, betont PRAEVENIRE Präsident Schelling und beanstandet einmal mehr die derzeitige Zersplitterung der Finanzierung, welche zu Zielkonflikten innerhalb der bestehenden Strukturen führt und eine zukunftsorientierte Planung und Optimierung des Systems behindert. „Unbesetzte Kassenplanstellen, überlastete Spitäler, eklatante Lücken beim Personal bei einer gleichzeitig steigenden Lebenserwartung der Bevölkerung – das sind nur einige der gesundheitspolitischen Herausforderungen, mit denen sich Österreich in den nächsten Jahren wird befassen müssen“, so der Präsident der Österreichischen Ärztekammer, ao. Univ.-Prof. Dr.Thomas Szekeres. Seiner Ansicht nach müsse auch der Arztberuf in Österreich an Attraktivität gewinnen. Dr. Gerald Bachinger, Niederösterreichischer Patienten- und Pflegeanwalt, Sprecher der Österreichischen Patientenanwälte weist darauf hin, „dass eine Ausrichtung des Gesundheitssystems von einer bestehenden deutlichen Institutionenorientierung zu einer wirklichen Patientenorientierung noch ausständig und nach wie vor eine große Herausforderung ist“. Patientenorientierung sei eine Aufgabenstellung des Gesundheitssystems, der Gesundheitseinrichtungen und der Gesundheitsberufe. Ergänzend würden aber die Patientinnen und Patienten mit guter Gesundheitskompetenz und Eigenverantwortlichkeit einen wesentlichen Beitrag leisten können, so Bachinger.

„In den nächsten Monaten wird die Arbeit für die Erstellung des Weißbuchs in den 15 Themenkreisen fortgesetzt, indem die Interviews mit Expertinnen und Experten abgeschlossen und die Inhalte in den einzelnen Kapiteln ausgearbeitet und in weiterer Folge in den jeweiligen Arbeitsgruppen diskutiert werden“, kündigt Schelling an. Ziel dabei ist das Erreichen eines Konsenses von zumindest 75 Prozent über die Vorschläge und Inhalte unter den mitwirkenden Expertinnen und Experten sowie Kooperationspartnern. Anschließend entscheiden die Arbeitsgruppen in Gipfelgesprächen zum jeweiligen Themenkreis über Konsens- und Dissenspositionen. Die interessenunabhängige Plattform PRAEVENIRE Initiative Gesundheit wird bis Frühling 2020 das Weißbuch „Zukunft der Gesundheitsversorgung“ erarbeiten. „Im Mai 2020 werden wir das Weißbuch präsentieren und an die Bundesregierung und die Landesregierungen übergeben. Es ist ein Wegweiser mit Handlungsempfehlungen für die Politik zur Sicherung und Weiterentwicklung des österreichischen Gesundheitssystems“, bekräftigt PRAEVENIRE Präsident Dr. Hans Jörg Schelling.