Palliativmedizin: Versorgung nicht flächendeckend

Erfolgsgeschichte Palliativmedizin: Viele Verbesserungen – Defizite bei der flächendeckenden Versorgung

(Wien/Innsbruck/OTS) – Die Österreichische Palliativgesellschaft (OPG) zieht Bilanz über 20 Jahre Engagement für Menschen in der letzten Lebensphase und fordert flächendeckende Versorgung mit gesicherter Finanzierung. „Dass die österreichweite Palliativversorgung bereits seit 15 Jahren in der Gesundheitsplanung festgeschrieben ist, gehört zu den gesundheitspolitischen Erfolgen der Palliativgesellschaft“, so Prim. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar (Klagenfurt), Präsident der OPG. „Ebenso, dass es in Österreich nie ernsthaft politischen Druck für eine Legalisierung von assistiertem Suizid oder Euthanasie gegeben hat. Es gibt keinen Grund für eine Änderung des gesetzlichen Rahmens. Studien zeigen, dass Patientinnen und Patienten, die in einem palliativen Setting gut versorgt sind, so gut wie nie den Wunsch nach Sterbehilfe äußern.“ Es sei daher sicherzustellen, dass Palliative Care in Österreich für alle Menschen verfügbar ist, die sie benötigen, und dass die Finanzierung aller Versorgungsstrukturen gesichert sei.

Österreichischer Interprofessioneller Palliativkongress in Innsbruck – 20 Jahre Österreichische Palliativgesellschaft

Der Palliativkongress in Innsbruck stellt Kultur, Ethik und Praxis der Sorge ins Zentrum – wobei Sorge im Sinne von „care“ verstanden wird, also dem aktiven Engagement für Menschen, die Unterstützung brauchen. „Vieles, was zur Sorge gehört, lässt sich nicht ausreichend betriebswirtschaftlich darstellen“, erklärt Dr.in Elisabeth Medicus MAS (Innsbruck), Mitglied des Kongresspräsidiums. „Somit hat die Sorge Legitimationsprobleme angesichts von Sparzwängen und Rationalisierungstendenzen. Mit dem Kongress wollen wir in Erinnerung rufen, dass die wesentlichen Werte der Sorge zukunftweisend sind.“

Die Palliativmedizin erhält auf Betreiben der OPG einen neuen Stellenwert, beginnend bei der Ausbildung, wie Univ.-Prof. Dr. Herbert Watzke, 1. Vizepräsident der OPG und Leiter der Universitätsklinik für Innere Medizin I und der Klinischen Abteilung für Palliativmedizin, AKH/MedUni Wien, berichtet: „Palliativmedizin ist inzwischen in den Lehrplänen aller Medizinuniversitäten und Fakultäten verankert.“ Auch in der postpromotionellen Ärzteausbildung spielt Palliativmedizin eine größere Rolle als bisher.

Auch in der Pflege konnte die OPG positive Veränderungen erreichen, berichtet Hilde Kössler, MMSc, 2. Vizepräsidentin der OPG: „Es findet aktuell eine weitgehende Neuordnung der Pflegeberufe statt. Zusätzlich wurden postgraduale Spezialisierungen beschlossen, erfreulicherweise auch eine in Hospiz- und Palliativversorgung.“ Häufig würde erst in der Sterbephase Palliative Care beigezogen. Dabei profitierten die Betroffenen von einer früh einsetzenden palliativen Begleitung, so die Expertin, viele krisenhafte Situationen blieben ihnen und ihren Familien erspart.