ANÖ Beitrag

13. Oktober 2018

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Nach Skandal um AKH-Chirurg: ÄrztInnen verlangen Aufklärung

Beschuldigter Promi-Chirurg war Spitzenfunktionär des Wohlfahrtsfonds der Wiener Ärztekammer

(Wien/OTS) – Der beschuldigte Chirurg im Wiener AKH soll –mindestens seit 2014 – in OP-Protokollen des AKH als Operateur aufgeschienen sein und zur selben Zeit in einem privaten Spital operiert haben. Dies ruft nun die Initiative “Wir sind Ärzte und nicht Kammer“ auf den Plan, denn: Der beschuldigte Chirurg war lange Zeit auch Top-Funktionär des Verwaltungsausschusses des Wohlfahrtsfonds der Wiener Ärztekammer und damit mitverantwortlich für die Verwaltung von Millionenbeträgen. In den Wohlfahrtsfonds müssen alle ÄrztInnen (außer beamtete ÄrztInnen) bis zu 18% ihres Einkommens für eine Zwangspension einzahlen – zusätzlich zu ihrer staatlichen Pension. Die Funktionäre der Ärztekammer selbst haben sich jedoch von der Beitragspflicht für die Zwangs-Zusatzpension ausgenommen, obwohl sie diese für alle anderen Ärzte als sehr vorteilhaft darstellen.

Misswirtschaft und Schulden

Und nicht nur das: Der Wohlfahrtsfonds steht bei immer mehr MedizinerInnenn in der Kritik, weil in der Vergangenheit Misswirtschaft und Unregelmäßigkeiten alleine in Wien zu 200 Mio EUR Verlust geführt haben, welche die Zwangsmitglieder ebenfalls mit ihren Beiträgen begleichen mussten. Heftige Kritik gab es auch vom Rechnungshof in einem unveröffentlichten Bericht 2011: Etwa weil externe Dienstleister ohne schriftlichen Vertrag für die Administration pro Jahr bis zu 2,7 Mio EUR und für das Controlling bis zu 176.000 EUR jährlich verrechneten, teilweise ohne jede Dokumentation, wobei „Unklarheiten bei der Abrechnung, Leistungsüberschneidungen und die Gefahr von Interessenkollisionen“ bestanden, wie der Rechnungshof festhält. Auch konnte sich z.B. eine Mitarbeiterin rd. 260.000 EUR auf ein privates Sparbuch überweisen.

Gebarung jetzt überprüfen

Die aktuellen von der MedUni Wien erhobenen Vorwürfe des Betrugs gegen den bekannten Chirurgen sind gravierend. Deshalb fordert DDr. Christian Fiala – er hat die Initiative „Wir sind Ärzte und nicht Kammer“ ins Leben gerufen – jetzt auch eine neuerliche, vorsorgliche Überprüfung des Wohlfahrtsfonds durch den Rechnungshof über die Jahre, in welchen der beschuldigte Chirurg im Wohlfahrtsfonds führend tätig war. „Wir haben immer kritisiert, dass die Gebarung des Wohlfahrtsfonds intransparent ist. Wir verlangen jetzt eine komplette Durchleuchtung des Fonds durch unabhängige Experten und einen umfassenden Bericht darüber. Dies soll vorsorglich geschehen, um Transparenz- und Glaubwürdigkeit zu fördern und nicht, weil wir den Spitzenfunktionär konkret verdächtigen. Immerhin werde hier die Zusatz-Pensionen tausender ÄrztInnen verwaltet“.

Freiheit statt Zwang

Die Initiative rund um Fiala möchte das veraltete und ungerechte Zwangssystem in ein freiwilliges, serviceorientiertes Dienstleistungssystem umwandeln. Damit würde ÄrztInnen endlich das Gleiche ermöglicht, was für alle anderen BürgerInnen selbstverständlich ist: Sie entscheiden selbst über ihre private Zukunftsvorsorge. Für den Chirurgen und ehemaligen Spitzenfunktionär des Verwaltungsausschusses des Wohlfahrtsfonds gilt die Unschuldsvermutung.

www.wohlfahrtsfonds.info