Wiener Donauspital: 70-jährige Patienten verstirbt in einem Gangbett

Gangbetten: Erschreckende Inaktivität der Wiener „Patientenanwältin“
Tod eines 70-jährigen Patienten im Wiener Donauspital – Szekeres: „Zu echten Patientenanliegen wird beharrlich geschwiegen“

„Auf keine der in den letzten Wochen und Monaten ständig bekannt gewordenen Missstände in Wiener Spitälern, wie überfüllte Ambulanzen, lange Wartezeiten oder eben Gangbetten, hat Sigrid Pilz nur in irgendeiner Form reagiert.“
Wiens Ärztekammer-Präsident: „Auf keine der in den letzten Wochen und Monaten ständig bekannt gewordenen Missstände in Wiener Spitälern, wie überfüllte Ambulanzen, lange Wartezeiten oder eben Gangbetten, hat Sigrid Pilz nur in irgendeiner Form reagiert.“ (©OTS)

(ANÖ/OTS) – Erst vergangene Woche wurde der Todesfall eines 70-jährigen Patienten bekannt, der in einem Gangbett im Wiener Donauspital an den Folgen eines Herz-Kreislauf-Versagens gestorben ist. Für Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres ist dieser Vorfall ein klarer Arbeitsauftrag für die „Patientenanwältin“ – die jedoch zu den Missständen weiter beharrlich schweigt.

„Die Wiener Pflege- und Patientenanwältin nimmt Beschwerden aus dem Gesundheits- und Sozialwesen entgegen. Wir prüfen Mängel oder Missstände und bieten Lösungsvorschläge an“, heißt es auf der Webseite der Patientenanwaltschaft. Laut Szekeres sieht die Realität aber völlig anders aus: „Auf keine der in den letzten Wochen und Monaten ständig bekannt gewordenen Missstände in Wiener Spitälern, wie überfüllte Ambulanzen, lange Wartezeiten oder eben Gangbetten, hat Sigrid Pilz nur in irgendeiner Form reagiert.“

Selbst der in der vergangenen Woche bekannt gewordene Fall des am Gang verstorbenen Patienten hat die „Patientenanwältin“ zu keinem Statement veranlasst. „Für Pilz scheint es nicht wirklich beunruhigend zu sein, wenn Wiener Patienten am Gang versterben, nur weil für sie kein entsprechendes Bett aufzufinden gewesen war“, kritisiert Szekeres.

„Wenn nicht einmal dieses furchtbare Ereignis die Patientenanwaltschaft auf den Plan gerufen hat: Was muss eigentlich noch passieren, damit Pilz ihren Aufgaben endlich nachkommt und sich um die Interessen der Patienten kümmert – auch auf die Gefahr hin, dass sich dann bestimmte Politiker in Wien in ihrer Ruhe und Lethargie gestört fühlen?“, fragt Szekeres.

Auch weil die Wiener „Patientenanwältin“ die Gangbettenproblematik so konsequent ignoriere, werde die ganze Sache zum „wirklichen Dauerproblem“. Szekeres: „Ich erwarte mir jetzt, dass nicht ständig irgendwelche Task-Force-Gruppen im Wiener Krankenanstaltenverbund gegründet werden, sondern die politisch Verantwortlichen unverzüglich Vorkehrungen treffen, um Gangbetten ein für alle Mal der Vergangenheit angehören zu lassen.“

Wien ist anders! (Glosse von Egon Saurer)

Im internationalen Vergleich der Lebensqualität steht Wien 2016 erneut an der Spitze des Städtevergleichs. Mit der von Mercer erstellten Studie gewinnt Wien den Spitzenplatz unter 230 untersuchten Städten. Der Propagandafeldzug der Stadt Wien beginnt – unterstützt von diversen Hofberichterstattern in Rundfunk und Medien – jedes Jahr erneut, wenn die mit einem Spitzeneinkommen ausgestatteten Mercer-Leute, die mit einem Spitzeneinkommen in der Wiener Innenstadt oder in Döbling residierenden Manager über ihre Zufriedenheit befragen.

Wie die Lebensrealität in der durch einen gigantischen Zuzug zur 2 Millionen-Stadt wachsenden Metropole für „Normalsterbliche“ und nicht Privatversicherte und Begüterte aussieht, kann exemplarisch nicht nur an folgenden Entwicklungen ausgemacht werden: Wien hat über 130.000 Arbeitslose (Stand März 2016) und muss 180.000 Mindestsicherungsbezieher versorgen. In Wien gibt es auch mehr Wahl- als Kassenärzte. Kassenverträge dürften offenbar immer weniger Ärzte anziehen. Überfüllte Ambulanzen, Ärztemangel, Ärztestreik, politisch motivierte Kündigungen, Frust bei Spitalsärzten, Gangbetten, Wohnungsnot und Rekordschulden drücken das ohnehin aus allen Rudern laufende Budget. Wien ist eben anders!