Die Verhandlungen über den Rahmen-Pharmavertrag zwischen Industrie und Hauptverband laufen, Kernfrage ist die Kostensteigerung

(ANÖ/APA). Wien – Der Hauptverband der Sozialversicherungsträger und Vertreter der pharmazeutischen Industrie verhandeln derzeit über einen neuen Rahmen-Pharmavertrag. Dabei geht es um viel Geld. Um wie viel genau, darüber wird noch diskutiert. In dem Vertrag soll festgelegt werden, wie hoch ein Solidarbeitrag der Pharmaindustrie als Rabatt für die Krankenkassen ausfällt. Bis Jahresende muss eine Einigung vorliegen. Jene, auf die man sich 2008 einigte und die im Jahr 2011 verlängert wurde, läuft dann aus. Bisher betrug der Rabatt des Großhandels und der Industrie für die Krankenkassen jährlich 18 Millionen Euro.
Diesmal sei man mit einem Angebot von jährlich 65 Millionen Euro plus fünf Millionen Euro für Gesundheitsziele in die Verhandlungen gegangen, sagte Pharmig-Generalsekretär Jan Oliver Huber diese Woche bei einem Hintergrundgespräch der Apothekerkammer über Arzneimittelpreise. „Das ist ein sehr faires Angebot“, so Huber. Und: Die vom Hauptverband geforderten 125 Millionen Euro hätten nichts mit der Entwicklung auf dem Arzneimittelmarkt zu tun.
Demografischer Wandel
Zuletzt hatte der Hauptverband von erwarteten Kostensteigerungen für Arzneimittel von sieben bis acht Prozent für das nächste Jahr gesprochen. Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) erwähnte in einer Pressekonferenz vor kurzem acht bis zehn Prozent. Das sei zu hoch bemessen, sagt nun die Apothekerkammer, die auf eine vergleichsweise geringe Steigerung im September verweist.
Dass die Ausgaben für Medikamente steigen, liegt auch an der demografischen Entwicklung – ältere Menschen nehmen mehr Medikamente – und an Innovationen, zum Beispiel für die Heilung chronischer Krankheiten wie Hepatitis C. Man rechne nun, geringer als zuletzt erwartet, mit einer Kostensteigerung von rund fünf Prozent für das Gesamtjahr 2015, sagte Christian Müller-Uri, Vizepräsident der Apothekerkammer. Zusätzlich erläuterte Evelyn Walter vom Institut für Pharmaökonomische Forschung (IPF) anhand einer Analyse der Preise für erstattungsfähige Arzneimittel aus dem Apothekenmarkt, wie die Preise in Österreich im internationalen Vergleich abschneiden. In Spitälern verabreichte Medikamente und nicht erstattungsfähige Arzneien sind darin nicht enthalten.
Geringere Preise im EU-Vergleich
Demnach liegen die Arzneimittelpreise bei den von den Krankenkassen bezahlten Medikamenten in Österreich unter dem Durchschnitt vergleichbarer EU-Länder. Das Gleiche gilt für Kosten in der Distribution via Großhandel und Apotheken. Der Kassenpreis exklusive Umsatzsteuer beträgt laut Walter pro Packung 15,97 Euro und liegt verglichen mit 15 anderen EU-Staaten (die aufgrund eines ähnlichen BIP pro Kopf ausgewählt wurden) um 7,12 Prozent unter dem Durchschnitt von 17,20 Euro.
Im EU-25-Vergleich beträgt der Durchschnittswert knapp unter 13,5 Euro (für Malta, Kroatien und Zypern liegen laut Walter keine vergleichbaren Daten vor). Finnland ist mit 30,50 Euro an der Spitze, gefolgt von Deutschland (28,24 Euro) und Belgien (28,19 Euro).
Kein Land der Pillenschlucker
Die Österreicher sind international gesehen übrigens keine übermäßigen Pillenschlucker: Pro Kopf wurden 2014 in Österreich bei den erstattungsfähigen Arzneimitteln 19,15 Packungen verbraucht. Spitzenreiter war Frankreich (38,8), danach kamen zum Beispiel Griechenland (25,75) und Großbritannien (25,13). Am Ende der Skala befanden sich die baltischen Länder mit knapp unter zehn Packungen.