Briten kaufen Spender-Nieren über Facebook

Sie sind todkrank und verzweifelt, weil im eigenen Land zu wenig Spenderorgane erhältlich sind: Um zu überleben, gehen viele Briten illegale Wege.

Die Transplantation einer Niere (Archivbild): Viele Briten sind aufgrund mangelnder Spenderorgane derart verzweifelt, dass sie auch illegale Möglichkeiten in Betracht ziehen
Die Transplantation einer Niere (Archivbild): Viele Briten sind aufgrund mangelnder Spenderorgane derart verzweifelt, dass sie auch illegale Möglichkeiten in Betracht ziehen

(ES/24h). In Grossbritannien betätigen sich zurzeit kriminelle Banden als Organ-Makler. Ihre potenziellen Kunden sind die rund 10’000 todkranken Briten, die dringend eine Transplantation benötigen. Die Spender stammen aus Ländern wie Pakistan, China und Sri Lanka und sind finanziell so verzweifelt, dass sie sich schon für umgerechnet knapp 2000 Euro Körperteile entnehmen lassen.

Nach Recherchen des «Mirror» werden Organe auch über Facebook angeboten. In wenigen Tagen einen passenden Nieren-Spender ausfindig zu machen, kostet beispielsweise bei einem Makler aus Sri Lanka inklusive Operation rund 112’000 Franken. Gegenüber der Zeitung behauptet er, schon über 100 Geschäfte abgewickelt zu haben. Eben organisiere er die Transplantation für einen weiteren britischen Patienten.

Wer sich solchen illegalen Transplantationen unterziehe, gehe ein grosses Infektionsrisiko ein, warnen Experten. Facebook fordert seine Nutzer auf, entsprechende Angebote zu melden. Man werde jeden Hinweis über illegalen Organhandel sofort von der Plattform entfernen, sagte eine Sprecherin. Kauf oder Verkauf von Organen wird in Grossbritannien mit drei Jahren Gefängnis bestraft.

«Will meine Niere spenden»

Wegen der langen Warteliste gehen viele Patienten dennoch das Risiko einer illegalen Transplantation ein. Der «Mirror» weiss nach eigenen Angaben von Hunderten, die dafür nach Pakistan, Indien oder China gereist sind, wo diesbezüglich andere oder weniger strikte Gesetze gelten. Fast die Hälfte komme von einer solchen Reise mit einer Infektion zurück und habe ein siebenmal höheres Risiko zu sterben als nach einer Transplantation unter legalen und hiesigen hygienischen Bedingungen.

Wie einfach es ist, über Facebook an einen möglichen Spender zu gelangen, zeigt ein Test der Zeitung. Auf einer entsprechenden Seite hat sie unter einem Pseudonym eine Niere für einen kranken Verwandten gesucht. Wenige Tage danach seien Dutzende Angebote von möglichen Spendern und Vermittlern eingegangen. Etwa aus Lahore: «Ich will meine Niere spenden, bin weder Trinker noch Raucher.» Ein sogenannter «Sam» habe angeboten, innert 20 Tagen eine Operation zu organisieren – legal. Er habe von der Regierung Sri Lankas offiziell die Erlaubnis dazu. Welchen Betrag der Spender erhalte, wollte er nicht sagen, nur: «Es wird eine gute Bezahlung sein.» Der britischen Nierenspender-Gesellschaft sind bisher mindestens 40 Fälle von britischen «Transplantationstouristen» bekannt.