BRD: 11.000 Menschen warten auf ein Organ

Der Organspendeskandal vor drei Jahren scheint langsam auszuklingen. Es tragen wieder mehr Menschen einen Spenderausweis bei sich. Trotzdem: In der Region warten etwa 130

Nach einem Tiefpunkt bei den Organspenden 2014 sind heuer wieder mehr Menschen zur Spende bereit.
Nach einem Tiefpunkt bei den Organspenden 2014 sind heuer wieder mehr Menschen zur Spende bereit.

(ES/BW). Derzeit hoffen in Deutschland rund 11.000 Menschen auf ein Spenderorgan. Täglich sterben drei von ihnen. In der Region Heilbronn-Franken warten nach Auskunft der Krankenkasse AOK rund 130 Erkrankte auf ein Spenderorgan. Aber seit Anfang des Jahres gebe es Anlass zur Hoffnung, so die AOK. „Die Lage scheint sich langsam zu bessern“, so Martin Herrmann, Pressereferent der AOK Heilbronn-Franken.

Nach einem Tiefpunkt bei den Organspenden 2014 sind heuer wieder mehr Menschen zur Spende bereit. Gleichwohl warten in der Bundesrepublik 8000 Patienten auf eine neue Niere. Das sind fünfmal mal so viele, wie Transplantate von Verstorbenen vermittelt werden können. Für Herz und Leber gilt: Patienten müssen sterben, weil kein Organ rechtzeitig zur Verfügung steht.

Vorsichtig optimistisch ist Professor Björn Nashan, Präsident der Deutschen Transplantationsgesellschaft, der „erstmals seit Jahren wieder eine positive Tendenz zur Spendenbereitschaft“ sieht. Im ersten Quartal 2015 wurden 242 Organspenden registriert, im gleichen Vorjahres-Zeitraum waren es nur 204.

„Kein Patient muss in Deutschland befürchten, wegen einer Organspende von den Ärzten zu früh aufgegeben zu werden“, versichert der Internist Dr. Georg Fuchs vom Dialysezentrum Neckarsulm.

Das Haller Diakonieklinikum hat seit dem Jahr 2006 einen Organspenderbeauftragten. Im Schnitt der vergangenen zehn Jahre haben pro Jahr ein bis zwei Menschen im Diak Organe gespendet. Wobei ein Spender bis zu fünf Organe spenden kann (Herz, Lunge, Leber, Nieren, Bauchspeicheldrüse), so dass die Zahl der tatsächlich gespendeten Organe höher ist. Wie das Diak auf Anfrage mitteilt, waren es im Schnitt 3,1 Organe pro Spender. „2012 und 2013 hatte das Diak keine Organspenden. Möglicherweise im Zusammenhang mit dem Transplantationsskandal“, heißt es. „2014 und bis Mai 2015 hatten wir wieder jeweils einen Spender.“

„Kein Patient wird wegen Organspende zu früh aufgegeben“

Organtransplantationen werden im Diak nicht vorgenommen, das ist in Deutschland den Transplantationszentren vorbehalten. Von allen potentiellen Spendern seien die Angehörigen angesprochen worden. „Die Reaktionen sind sehr unterschiedlich, weil sich auch die Situationen immer stark unterscheiden. Außerdem befinden sich die Angehörigen in einem emotionalen Extremzustand. Angehörige, die sich mit dem Thema Organspende schon einmal beschäftigt haben, konnten sich meist nach einer ausreichenden Bedenkzeit klar für oder gegen eine Organspende entscheiden“, schreibt das Diak. Ausschlaggebend sei der mutmaßliche Wille des potentiellen Spenders. Am besten sei die Entscheidung für eine Spende zu treffen, wenn ein Organspenderausweis vorliege. Nur komme das selten vor. Angehörige, die von der Situation völlig überrascht wurden und sich über das Thema Organspende noch nie Gedanken gemacht hatten, seien überfordert und lehnten häufig ab.

Wie viele Diak-Patienten warten auf welche Organe? Dazu Chefarzt Professor Dr. Markus Menges, Innere Medizin II: „Es ist schwierig eine exakte Zahl zu nennen. Exemplarisch waren es im Jahr 2014 vier Patienten, die zur rechtzeitigen Vorstellung an das Uni-Klinikum Heidelberg verwiesen wurden. Diese Patienten waren zu einer eventuellen Leber-Transplantation vorgesehen.“ In Deutschland dauere es sechs Jahre, bis eine passende Niere gefunden wird.

Im Klinikum Crailsheim ist Dr. Martin Glaser seit 2008 Transplantationsbeauftragter. Seine Vorgängerin ab 2006 war Dr. Yvonne Badings. „Im Klinikum Crailsheim ist niemand stationär, weil er auf eine Organspende wartet“, so Ulrike Förster vom Sekretariat der Geschäftsleitung. Das Krankenhaus Crailsheim arbeite mit der DSO (Deutschen Stiftung Organtransplantation) zusammen, die bei eventuellen Organentnahmen sofort konsiliarisch zur Seite stehe. Dazu gehören die Angehörigengespräche, aber auch die Feststellung des Hirntodes. 2007 und 2015 habe die Klinik je eine Organspende registriert.