2000 Ärzte demonstrieren gegen Einsparungspläne

Im Rahmen der „Vorsorge-Demo“ haben am Montag Ärzte in Wien gegen die geplante Arbeitszeitregelung protestiert

Das Meer aus weißen Kitteln ist mit bunten Schildern bestückt. "Ärzteposten statt Werbeposten" steht auf einem. Ein anderes ziert: "Arzt sein, wer kann sich das noch leisten?
Das Meer aus weißen Kitteln ist mit bunten Schildern bestückt. „Ärzteposten statt Werbeposten“ steht auf einem. Ein anderes ziert: „Arzt sein, wer kann sich das noch leisten?

Wien – Die Spitalsärzte erheben friedlich ihre Stimme gegen die schlechten Arbeitsbedingungen – die meisten allerdings anonym, aus Angst ihren Job zu verlieren. Bei der bisher größten Ärzte-Kundgebung fanden sich laut Polizei am Montagabend rund 2000 Teilnehmer ein. Die Wiener Krankenhaus-Mediziner protestieren in erster Linie gegen die neuen Arbeitszeitregelungen. Denn künftig soll es zwar kürzere Dienstzeiten und eine Anhebung des Grundgehaltes geben, allerdings sollen dabei Stellen eingespart werden.

Frei nach dem Motto, wenn die Politik den Ärzten schon nicht zur Seite steht, versorgen sie sich eben selbst, tönt es „keine Angst, ihr werdet versorgt“ aus den Lautsprechern. Lunchpakete werden verteilt. Damit sollen die Ärzte gestärkt werden um vor allem laut ihren Unmut in der Wiener Innenstadt kundzutun.

„Mir ist es egal, wenn ich weniger verdiene, aber es muss am ganzen System gerüttelt werden“, sagt eine 50-jährige Internistin. „In meinem Beruf ist eine gute Diagnose das Wichtigste. Aber ich habe nicht mehr genügend Zeit für meine Patienten, weil Stellen nicht mehr nach besetzt werden.“ Obwohl sie seit Jahren in einem Wiener Ordensspital arbeitet, will sie ihren Namen nicht in der Presse lesen. Sie wolle ihre Job nämlich gerne behalten. Ähnlich äußert sich ein junger Spitalsarzt, auch er will anonym bleiben: „Nein, es geht nicht primär ums Geld. Allerdings geht inzwischen jeder zweite Absolvent ins Ausland, weil er dort bei weniger Arbeit mehr verdient.“ Die Arbeitsbelastung sei in Wiens Krankenhäusern jetzt schon grenzwertig, das werde sich mit der Einsparung von 382 Posten nicht ändern.

In Anspielung an die geplanten Personalkürzungen im Krankenanstaltenverbund haben viele Marschteilnehmer Zettel mit der Aufschrift „1 von 382“ am Rücken befestigt. Mit Trillerpfeifen, Trommeln und Slogans gewappnet, zieht der weiße Block von der Medinzinischen Universität Wien in Richtung Maria-Theresien-Platz zur finalen Kundgebung. Besonders laut wird das Getöse vor dem Rathaus. „Wehsely komm raus, wir nehmen das nicht in Kauf“, schreien die Ärzte im Chor. Die Wiener Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) hat am Sonntag die Aktivitäten der Ärztekammer harsch kritisiert. Die Standesvertretung sei ein „instabiler Partner“ und drehe an der „Eskalationsschraube“.

Chor der Entrüsteten

Das Meer aus weißen Kitteln ist mit bunten Schildern bestückt. „Ärzteposten statt Werbeposten“ steht auf einem. Ein anderes ziert: „Arzt sein, wer kann sich das noch leisten?“ Allen voran schreitet der Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres, gemeinsam mit Kollegen trägt er einen Riesenbanner: „Schützen wir unsere Spitäler“.

Szekeres demonstriert gegen ein Verhandlungsergebnis, das er selbst unterschrieben hat. Trotz seiner Kehrtwende kämpft er teilweise noch mit der Ungunst von Kollegen. Dies wird sichtbar, als er am Maria-Theresien-Platz auf die Bühne gerufen wird und Buh-Rufe und Applaus bei den Demonstranten Hand in Hand gehen. „Es gab eine Vereinbarung. Aber diese Vereinbarung wurde noch gebrochen, bevor sie in Kraft getreten ist“, versucht Szekeres zu beruhigen. Und: „Für die Situation, die nicht so rosig ist, trägt die Politik die Verantwortung.“ Bereits am Dienstag soll weiter verhandelt werden. Denn die Gesundheitsstadträtin will das neue Gesetz noch diese Woche in den Landtag einbringen.