Internationale Experten fordern tabakfreie Welt bis 2040

London/Wien – Internationale Experten wollen dem Sterben durch den Tabakkonsumweltweit ein Ende machen. In der neuesten Ausgabe der führenden Medizinfachzeitschrift „The Lancet“ fordern sie eine „tabakfreie Welt“ bis zum Jahr 2040. Sonst gebe es in diesem Jahrhundert eine Milliarde Todesopfer durch das Rauchen, betonen sie.

Eine Milliarde Todesopfer durch Rauchen drohen in diesem Jahrhundert
Eine Milliarde Todesopfer durch Rauchen drohen in diesem Jahrhundert

(ES/APA). „Die führenden Fachleute auf dem Gebiet der öffentlichen Gesundheit fordern ein Auslaufen des Verkaufs von Tabak bis 2040. Mit ausreichender politischer Unterstützung und auf wissenschaftliche Basis gestützten Aktionen gegen die Tabakindustrie könnte eine Tabak-freie Welt, in der weniger als fünf Prozent der Erwachsenen Tabak benutzen, in wenige als drei Jahrzehnten möglich sein“, heißt es in einer Aussendung des „Lancet“.
Trends beim Tabakkonsum

Laut den Koordinatoren des Aufrufes, Robert Beaglehole und Ruth Bonita von der Universität von Auckland in Neuseeland, sollten die Vereinten Nationen eine „Turbo-geladenen“ Anstrengung gegen den Verkauf und den Konsum von Tabakprodukten machen.

„Eine Milliarde Todesfälle durch das Rauchen und andere Formen von Tabakkonsum sind in diesem Jahrhundert zu erwarten, wenn die Anstrengungen, den Tabakgebrauch zurückzudrängen nicht an Geschwindigkeit gewinnen“, so der „Lancet“. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben derzeit schon pro Jahr rund sechs Millionen Menschen an den Folgen des Rauchens weltweit.

Ver Bilano von der Abteilung für Globale Gesundheitspolitik der Universität Tokio und Co-Autoren aus mehreren Ländern haben die Trends beim Tabakkonsum weltweit (seit 1990) analysiert und die mögliche Entwicklung bis 2025 prognostiziert. „In der letzten Dekade (2000 bis 2010) ist die Häufigkeit von Tabakkonsum bei Männern in 125 Ländern (72 Prozent der untersuchten Staaten, Anm.) zurückgegangen, bei den Frauen in 156 Ländern (88 Prozent der untersuchten mehr als 170 Staaten, Anm.).“

Wenn sich diese Trends fortsetzten, würde trotzdem nur ein Fünftel der Staaten die propagierten Ziele erreichen. 2025 würde es dann noch immer weltweit rund 1,1 Milliarden Raucher geben. Am schnellsten würde die Zahl der Raucher in Afrika und in den Ländern am östlichen Mittelmeer wachsen.
35 Prozent der Österreicher Raucher

„Jährlich werden weltweit fast 1,6 Millionen Lungenkrebs-Diagnosen gestellt. 85 Prozent der Betroffenen sterben letztlich an dieser Erkrankung“, warnte vor kurzem der Wiener Onkologe Robert Pirker (Med-Uni Wien/AKH) beim dritten Workshop der Zentraleuropäischen Initiative gegen Lungenkrebs in Wien. 30 Prozent der Krebsfälle sind durch Tabakkonsum bedingt. 4.000 Menschen sterben weltweit täglich an einen Lungenkarzinom.

In Österreich wird die Diagnose Lungenkarzinom jährlich rund 4.000-mal gestellt. Nur 15 Prozent der Patienten können geheilt werden. Lungenkrebs ist neben vielen anderen Krebsarten und den durch das Rauchen geförderten Herz-Kreislauf-Erkrankungen zumeist eine fatale Folge des Tabakkonsums.

35 Prozent der Österreicher bezeichnen sich als Raucher, 65 Prozent als Nichtraucher. Insgesamt 63 Prozent sind für ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie (sehr: 38 Prozent, eher: 25 Prozent, 15 Prozent: gar nicht, 21 Prozent eher nicht). Das hat eine repräsentative Gallup-Österreich-Umfrage ergeben.
Anhebung der Altersgrenze gefordert

Die österreichische Initiative „Don’t Smoke“ fordert vehement ein Zurückdrängen des Rauchens in Österreich. Hellmut Samonigg, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie und führender Vertreter der Initiative, sagte dazu vor kurzem: „Solange das (Rauchverbot in der Gastronomie; Anm.) nicht im Parlament durch ist, werden wir Druck machen. (…) Wir werden nicht nachlassen.“ Die Anhebung der Altersgrenze (für Zigarettenkauf auf 18 Jahre, Anm.) müsse genauso kommen, wie eine Steuererhöhung auf Zigaretten. Es gehe um ein ganzes Maßnahmenpaket.