Bei einer Urabstimmung lehnten 87,44 Prozent der Mediziner das Verhandlungsergebnis mit dem Krankenanstaltenverbund ab.

(ES/APA). Die in den Spitälern des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV) tätigen Ärztinnen und Ärzte haben das zwischen der Gemeinde Wien, der Gewerkschaft, dem Personalgruppenausschuss sowie der Ärztekammer ausverhandelte neue Arbeitszeitmodell mit breiter Mehrheit abgelehnt. 87,44 Prozent sprachen sich dagegen aus, nur 12,56 Prozent stimmten dafür. Damit legen sich die Wiener Spitalsärzte gegen die geplante Neuregelung mit kürzeren Arbeitszeiten in den Spitälern des Wiener Krankenanstaltenverbunds quer. Die Beteiligung an der Abstimmung lag bei 74,71 Prozent.
Diese hätte auf Druck der EU eine Reduktion der Wochenarbeitszeit auf 48 Stunden vorgesehen, aber auch eine Änderung bei den Gehältern. Ein Hauptgrund der klaren Ablehnung dürfte sein, dass zugleich mit einer Neuregelung der Dienstzeiten bekannt wurde, dass Ärzteposten gestrichen werden.
Wiener ÖVP und FPÖ warnen vor „Chaos“
Noch seien die Konsequenzen der Ablehnung unklar, sagte der Wiener Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres am Montag. Die Kurie (sie hatte vorab beschlossen, das Ergebnis ab 50 Prozent Beteiligung als bindend zu betrachten) werde noch diese Woche die Vorgangsweise besprechen. „Ich glaube, dass es Nachverhandlungen geben wird müssen“, so Szekeres in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz.
Dies fordert auch die Wiener Rathaus-Opposition. Wobei die ÖVP auch den Kammerchef selbst in die Pflicht nahm. „Denn schlussendlich ist er für Verhandlungsergebnisse mitverantwortlich“, meinte Landesparteichef Manfred Juraczka. Auch die zuständige Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) griff er an. Sie habe mehr als zehn Jahre tatenlos zugesehen, obwohl sie genau gewusst habe, dass eine Änderung im Dienstrecht umgesetzt werden muss, so Juraczka. Die FPÖ bezeichnete die nicht durchgebrachte Lösung gar als Katastrophe und forderte die Stadt auf, „weitere Verhandlungen nicht zu blockieren“.
Die Wiener Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) beharrt indes auf ihrer Position: Sie halte Nachverhandlungen weiter nicht für sinnvoll, betonte sie. Allerdings sei der Ansprechpartner diesbezüglich die Gewerkschaft. Wenn diese ebenfalls für neue Gespräche eintrete, „fangen wir von vorne an“.