In Bayern gibt es immer weniger Organspender. Traurige Konsequenz: Am Universitätsklinikum Regensburg sind 2014 rund 50 Menschen verstorben, weil sie kein passendes Spenderorgan bekommen haben. Schuld daran sind aber nicht nur die Organspende-Skandale der letzten Jahre, sondern auch der demografische Wandel.
(ES/FF). Statistisch gesehen steht es 50 zu 50. Die Hälfte der rund 11000 Menschen, die derzeit in Deutschland auf der Warteliste für ein Spenderorgan stehen, bekommen ein neues Leben geschenkt. Die andere Hälfte geht leer aus – und stirbt. Täglich verlieren in der Bundesrepublik vier Patienten den Kampf gegen das Warten. Manchmal dauert dieser nur Tage, manchmal zieht er sich Jahre hin. An den sieben Transplantationszentren in Bayern ist das nicht anders.
Laut Deutscher Stiftung Organspende (DSO) wurden 2014 im Freistaat 120 Spender registriert und rund 400 Organe entnommen. „Das ist zwar etwas mehr als auf dem absoluten Tiefststand von 2013, aber immer noch zu wenig, wenn man bedenkt, dass in Bayern über 2400 schwerkranke Menschen auf ein Spenderorgan warten“, heißt es bei der DSO. Zum Vergleich: Noch vor drei Jahren standen bayerischen Patienten über 620 Spenderorgane zur Verfügung.
„Niemand wird lebendig ausgeweidet““Das ist eine erschütternde und zugleich alarmierende Entwicklung“, sagt Dr. Johann Nußer, Chefarzt und Transplantationsbeauftragter am Klinikum Passau. Das Vertrauen in die Organspende habe durch die Skandale um die Manipulation von Wartelisten an diversen deutschen Kliniken „massiv gelitten“. Auch der Fall einer schlampig durchgeführten Hirntod-Diagnose bei einer Frau am Klinikum Bremerhaven, über den kürzlich berichtet wurde, sorge für zusätzliche Verunsicherung bei den Menschen. Diese sei zwar nachvollziehbar, aber unbegründet, findet Nußer.
„Denn niemand muss sich Sorgen machen, dass seine Organe in falsche Hände geraten oder dass er irgendwann auf dem OP-Tisch aufwacht und an ihm rumgeschnippelt wird.“ Man müsse immer wieder betonen: „Organspende läuft nicht willkürlich ab, sondern folgt den strengen Regeln des Transplantationsgesetzes.“ Letzteres wurde inzwischen verschärft. „Seither hat sich vieles in die richtige Richtung entwickelt“, resümierte der Präsident der Deutschen Transplantationsgesellschaft, Björn Nashan, kürzlich beim DSO-Jahreskongress. Manipulationen seien inzwischen strafbewehrt, die Kontrollen schärfer, der Ablauf bei Organspenden transparenter.