Nierenkranke Frauen bekommen seltener eine Dialyse

Frauen mit chronischem Nierenversagen sind unter den Dialysepatienten geringer vertreten als Männer. Das geht aus einer Studie von Manfred Hecking von der MedUni Wien (Klinik für Innere Medizin III) im AKH hervor.

Von rund 36.000 Betroffenen gab es komplette Datensätze bezüglich ihrer Krankheitsgeschichte. Die regelmäßige Blutwäsche ist die einzige Möglichkeit, das Überleben von Kranken mit endgültigem Versagen der Nieren zu gewährleisten, wenn keine Transplantation erfolgt.
Von rund 36.000 Betroffenen gab es komplette Datensätze bezüglich ihrer Krankheitsgeschichte. Die regelmäßige Blutwäsche ist die einzige Möglichkeit, das Überleben von Kranken mit endgültigem Versagen der Nieren zu gewährleisten, wenn keine Transplantation erfolgt.

(ES/SN). Die Wissenschafter, unter ihnen auch die Wiener Gender-Medizin-Spezialistin Alexandra Kautzky-Willer (MedUni Wien im AKH) analysierten zusammen mit amerikanischen Kooperationspartnern Daten von rund 206.000 Dialysepatienten aus zwölf Staaten (Australien, Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, Japan, Neuseeland, Spanien, Schweden, Großbritannien und USA), die in Ann Arbor/Michigan (USA) im Rahmen der „Dialysis Outcomes and Practice Patterns Studie“ (DOPPS) seit mehr als 15 Jahren zusammengetragen werden. Von rund 36.000 Betroffenen gab es komplette Datensätze bezüglich ihrer Krankheitsgeschichte. Die regelmäßige Blutwäsche ist die einzige Möglichkeit, das Überleben von Kranken mit endgültigem Versagen der Nieren zu gewährleisten, wenn keine Transplantation erfolgt.

„In allen Altersgruppen wurden mehr Männer als Frauen hämodialysiert. Es gab hier große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern“, schreiben die Autoren in der Fachzeitschrift Plos Medicine. So machte der Anteil der Männer 59 Prozent an den Blutwäschepatienten aus. Während Männer in der Allgemeinbevölkerung im Alter unter 75 Jahren ein im Vergleich zu Frauen erhöhtes Sterberisiko hatten (der Quotient der Mortalitätsrate von Männern gegenüber Frauen betrug 1,5 bis 2,6, je nach Staatsangehörigkeit), glich sich das bei den Dialysepatienten fast ganz aus (der Quotient der Mortalitätsrate von Männern gegenüber Frauen betrug in den meisten Altersgruppen und Staaten nur wenig mehr als 1). Das bedeutet, dass Patientinnen mit chronischem Nierenversagen ihren Überlebensvorteil gegenüber Männern einbüßen.

Warum es hinsichtlich der Dialysezahlen ein solches Geschlechter-Ungleichgewicht gibt, ist nicht klar. Ein Teil der Erklärung könnte die sozioökonomische Schlechterstellung von Frauen in manchen Gesellschaften darstellen. Der Zugang zu Dialyse wird auch durch Rückzahlungs-Regelungen in den einzelnen Gesundheitssystemen beeinflusst. „Das ist eine interessante Studie mit einer riesigen Datenmenge, die da analysiert wurde und die den Einfluss vor allem von sozialen, aber auch biologischen Unterschieden zwischen Männern und Frauen in verschiedenen Ländern aufzeigt“, sagte Gender-Medizin-Expertin Alexandra Kautzky-Willer.

Daten aus Österreich hätten leider nicht analysiert werden können, weil das Land nicht an der DOPPS-Studie teilnimmt. Laut Anfrage der Studien-Co-Autoren Gere Sunder-Plassmann und Marcus Säemann beim österreichischen Dialyseregister werden aber „auch bei uns weniger Frauen dialysiert als im internationalen Durchschnitt“: Von allen Patienten, welche in Österreich im Jahr 2012 mit einer Dialysetherapie begonnen haben, waren nur 32 Prozent Frauen.