Hände werden bis anhin nur selten transplantiert – unter anderem, wegen der Gefahr von Abstossungsreaktionen, die bei Prothesen nicht besteht. Ein neues Verfahren könnte geeignet sein, die Nebenwirkungen von immunsuppressiven Therapien zu verringern. Bis anhin wurde es zwar nur bei Tieren getestet – dort aber mit Erfolg.

(ES/NZZ). Zu den Nachteilen von Organtransplantationen zählt, dass der Patient danach dauerhaft Immunsuppressiva anwenden muss. Solche Mittel können aber nicht nur schwere Nebenwirkungen hervorrufen. Sie erhöhen zudem die Anfälligkeit für Infektionen und Krebs.
Sehr viel besser wäre es, wenn die Medikamente lediglich am Ort des Geschehens wirkten und mit den übrigen Gewebe nicht oder kaum in Berührung kämen. Mit diesem Ziel vor Augen haben Forscher aus den USA und Indien eine Medikament-Fähre entwickelt, die ihre therapeutische Fracht lediglich im Transplantat abgibt, und das auch nur, wenn Bedarf besteht.
Als ein geeignetes Vehikel entpuppte sich dabei ein Hydrogel, das aus Triglycerol Monostearat besteht – einem unter anderem in Lebensmitteln und Hautcrèmes enthaltenen Emulgator. Normalerweise stabil, zerfällt dieses wasserunlösliche Polymer bei entzündlichen Prozessen, wie sie typischerweise im Zusammenhang mit Abstossungsreaktionen auftreten. Denn die dabei vermehrt ausgeschütteten Enzyme bauen das Hydrogel ab.
Wissenschafter und Handchirurgen der Universität in Bern haben das Verfahren nun bei Ratten mit transplantiertem Hinterlauf getestet.¹ Dazu beluden sie das Hydrogel mit Tacrolimus, einem gängigen Immunsuppressivum, und injizierten es einen Tag nach der Operation in das transplantierte Bein der Nager.
Wie Thusitha Gajanayake vom Inselspital und die anderen Forscher berichten, blieben die so behandelten Tiere mindestens 100 Tage lang von Abstossungsreaktionen verschont. Bei den Ratten, denen die Forscher nur das Hydrogel oder lediglich das unverpackte Immunsuppressivum gespritzt hatten, entwickelte sich hingegen bereits nach durchschnittlich 11 beziehungsweise 35 Tagen eine Abstossung.
Wie Robert Rieben, einer der Studienautoren, auf Anfrage darlegt, könnte sich die Methode am ehesten für Patienten mit Handtransplantat eignen. In solche Gewebe lasse sich das Hydrogel nämlich leicht injizieren. Auch könne man das Ergebnis dabei gut verfolgen, da Abstossungsreaktionen an der Körperoberfläche gut erkennbar seien. Bei Transplantationen etwa des Herzens oder der Niere müsse man hingegen immer Gewebeproben entnehmen, um solche Prozesse sicher nachzuweisen. Ob sich das neue Verfahren in der Klinik bewähren wird, lässt sich bis anhin allerdings noch nicht absehen.