
Innsbruck, Donnerstag 13. März 2014 – Die rapide Zunahme von Patienten mit Nierenerkrankungen in den letzten Jahrzehnten ist eng mit der Steigerung der Lebenserwartung der Bevölkerung verbunden.
(ES/BKK). Allerdings ist es bis jetzt unklar, ob dies auf einen „natürlichen“ Alterungsprozess der Nieren zurückzuführen ist oder ob die Häufung von Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Diabetes bei älteren Menschen für den epidemiologischen Trend verantwortlich ist. Interessant ist, dass die Abnahme der Nierenfunktion kein universelles Phänomen ist und bei einer großen Anzahl von Menschen die Entgiftungsfunktion auch weit bis in das hohe Alter hinein völlig normal bleibt. Wichtig ist es auch zu wissen, dass die Beurteilung von bestimmten Laborwerten wie z.B. des Serumkreatinins als Maß für die Nierenfunktion im Alter schwierig ist. Kreatinin wird im Muskel gebildet und über die Niere ausgeschieden, bei einer Abnahme der Muskelmasse sinkt der Serumkreatininwert ab ohne dass dies ein Zeichen für eine Verbesserung der Nierenfunktion ist. In den letzten Jahren wurden daher Formeln entwickelt, die diesen Umstand berücksichtigen und das Alter als wesentlichen modifizierenden Faktor für die Einschätzung der Nierenfunktion anhand des Serumkreatinins berücksichtigen, so Univ. Prof. Dr. Gert Mayer, Direktor Innere Medizin IV, Nephrologie und Hypertensiologie, Universitätsklinik Innsbruck
Eine weitere, wesentliche Frage ist inwieweit eine reduzierte Nierenfunktion im Alter genauso wie bei jüngeren Menschen das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und die Dialysepflichtigkeit erhöht. Die Aufgabe von Vorsorgeuntersuchungen ist es daher jene Patienten zu erfassen, bei denen die reduzierte Nierenfunktion tatsächlich eine ernste Bedrohung darstellt und diese von jenen zu trennen, bei denen es sich „lediglich“ um einen abnormalen Laborwert handelt. Unabhängig davon ist es notwendig, viele Medikamente nach der Nierenfunktion zu dosieren und manchmal auch bei reduzierter Nierenleistung bestimmte, gerade bei älteren Menschen aber häufig verwendete Medikamente zu vermeiden. Ein wichtiges Problem ist auch die Frage, inwieweit Organe von älteren Spendern noch für eine Nierentransplantation geeignet sind und wem diese zur Verfügung gestellt werden sollten. Große Organisationen wie Eurotransplant sind dazu übergegangen eigene Programme zu installieren, die zum Beispiel Nieren von älteren verstorbenen Spendern vorwiegend älteren Empfängern zuordnen. Das erfolgreiche Eurotransplant Senior Programm hat zum Beispiel zu einer deutlichen Abnahme von älteren Patienten auf der Warteliste geführt.
Nierenpatienten haben mit der Dialyse eine gute Ersatzbehandlung die mit sehr guter Qualität durchgeführt wird und sie steht allen nierenkranken Menschen zur Verfügung. Mit der Dialyse wird in Österreich die gleiche Lebensdauer erreicht wie bei Transplantation – die Lebensqualität kann mit der Transplantation aber wesentlich verbessert werden. Der gründlichen Vorbereitung von Spendern und Empfängern bei der Lebendorganspende muss deshalb höchste Priorität eingeräumt werden. Die Dialysebehandlung lässt allen Beteiligten die notwendige Zeit und gibt ausreichend Raum eine Entscheidung zur Lebendspende gründlich zu prüfen und abzuwägen. Durch den derzeitigen Mangel an postmortalen Nieren darf kein moralischer Druck auf Spender und Empfänger entstehen. Alle an der Lebendspende beteiligten Personen und gesellschaftlichen Gruppen müssen sich ihrer außerordentlich hohen Verantwortung bewusst sein und mit der gebotenen Vorsicht, Rücksicht und Umsicht arbeiten. Zum Weltnierentag 2014 möchten die betroffenen Patienten und Angehörige darauf aufmerksam machen! Der Verein Nephro Tirol wurde 2007 zum Weltnierentag 2007 gegründet und vertritt die Interessen und Anliegen aller Nierenpatienten und deren Angehörigen in Tirol. Außerdem widmet sich der Verein der aktuellen gesundheitspolitischen Debatte und bringt sich durchaus in die öffentliche Meinung ein, erklärt der Obmann des Vereins Nephro Tirol, Egon Saurer, in einer Aussendung!