BRD: Organspende immer unbeliebter

 Gaben 2011 62 Prozent der Bundesbürger an, prinzipiell zu einer Organspende bereits zu sein, waren es jetzt nur 48 Prozent
Gaben 2011 62 Prozent der Bundesbürger an, prinzipiell zu einer Organspende bereits zu sein, waren es jetzt nur 48 Prozent

Trotz aller Informationskampagnen sinkt die Bereitschaft zur Organspende bei den Bürgern weiter.

(ES/WAZ). Das Transplantationsgesetz sieht vor, dass die Krankenkassen bis zum Jahresende alle Versicherte über 16 Jahre über das Thema informieren. Die Kassen verschickten daher in den letzten Monaten Millionen Briefe. Allein die AOK Nordwest schrieb seit Juni ihre 1,7 Millionen Mitglieder in Westfalen-Lippe an und startete eine Aufklärungskampagne.

Doch zugleich sank die Spendebereitschaft weiter. Gaben 2011 62 Prozent der Bundesbürger an, prinzipiell zu einer Organspende bereits zu sein, waren es jetzt nur 48 Prozent, ergab der Gesundheitsmonitor von Bertelsmann-Stiftung und Barmer GEK. Dramatisch niedrig ist demnach das Vertrauen der Menschen, dass bei der Organvergabe alles mit rechten Dingen zugeht. Nur knapp jeder fünfte (19 Prozent) der Befragten geht davon aus, dass die Kliniken die Regeln befolgen. In der Folge brachen die Spenderzahlen um 15 Prozent ein.

Eine Ursache sehen die Experten in den Manipulationen bei den Organvergaben in mehreren Transplantationszentren. Die Verbesserungen bei Aufklärung und Kontrolle infolge des Skandals hätten sich bislang nicht positiv ausgewirkt. Zwar stehen die meisten Bürger einer Spende grundsätzlich positiv gegenüber, doch nur ein Viertel besitzt einen Spenderausweis. „Ohne die Kampagnen der Kassen sähe es schlimmer aus“, glaubt Rudolf Henke, Chef der Ärztegewerkschaft Marburger Bund.

In Deutschland gilt seit 2012 die erweiterte Zustimmungslösung: Organspender ist nur, wer sich ausdrücklich dafür entscheidet. In Ländern wie Österreich gilt die „Widerspruchslösung“: Jeder gilt als Spender, der sich nicht dagegen ausgesprochen hat. Trotz der sinkenden Zahl von Organspenden stehe „die Ärzteschaft steht hinter der deutschen Lösung“, sagt Henke. Er glaube nicht, das die deutsche Öffentlichkeit für eine Widerspruchslösung bereit wäre. „Darüber würde eine emotionale Debatte beginnen, die die Spendenbereitschaft eher sinken ließe.“