
Terminales Nierenversagen: „Es ist erstaunlich, dass die Peritonealdialyse (PD) in Deutschland nur einen Anteil unter fünf Prozent hat.
(ES/ÄZ). Bei aufgeklärten Patienten und freier Verfahrenswahl beträgt der PD-Anteil 30 bis 50 Prozent. Dies sollte angestrebt werden,“ schreibt Professor Dr. Dominik Alscher (Stuttgart) in der aktuellen Ausgabe von Nieren- und Hochdruckkrankheiten. Bei terminalem Nierenversagen bietet die Peritonealdialyse während der ersten Behandlungsjahre meist Überlebensvorteile und eine höhere Lebensqualität. Insbesondere neue Lösungen haben die Ergebnisse verbessert. In einer späteren Phase kann dennoch u.U. der Wechsel zur Hämodialyse sinnvoll werden.
Alscher räumt in seinem Beitrag zum VIII. Intensivkurs Nieren- und Hochdruckkrankheiten medizinische Herausforderungen ein. „Eine Standardverordnung einer Peritonealdialyse umfasst 4 x 2 Liter mit möglichst niedrigen Glukosekonzentrationen. Weiter sollte der Volumenhaushalt ausgeglichen sein und Normotension bestehen. Falls die Ultrafiltration nicht ausreicht, muss die Glucosekonzentration erhöht werden. Es ist zu berücksichtigen, dass aufgrund der strukturellen Veränderungen insbesondere in den ersten Wochen sehr schnell Anpassungsvorgänge stattfinden. Sehr häufig wird beobachtet, dass in den ersten Wochen zunächst eine Resorption der Glucose relativ schnell erfolgt und damit schlechte Ultrafiltrationsmengen vorliegen. Hier findet im Regelfall nach wenigen Wochen eine Anpassung statt. Weiter ist zu berücksichtigen, dass ein Plus an dialysierbarem Peritoneum durch eine Erhöhung der Beutelvolumina erzielbar ist. Reichen dann immer noch nicht die eingesetzten Volumina und Beutel aus, sollte nach ca. vier bis sechs Wochen eine Bestimmung der Transporteigenschaft des Peritoneums erfolgen. Findet sich ein schneller Transportierer, können häufige Beutelwechsel (z.B. automatisiert durch ein APD-Verfahren) eine adäquate Dialyse ermöglichen.
Nach längerer Laufzeit der PD findet sich häufig aufgrund der strukturellen Veränderung ein Rückgang der Ultrafiltrationsleistung. Gelegentlich wird dann eine Eskalation des Schemas mit maschinellen Methoden (APD) nicht zu umgehen sein. Es finden sich dann Schemata mit 15 bis 18 Liter Dialysierflüssigkeit in 24 Stunden. Zu berücksichtigen ist, dass bei ansteigenden Glucosekonzentrationen und Exposition des Peritoneums gegenüber Glucose die strukturellen Veränderungen amplifiziert sind.
Nach einer Peritonealdialyse-Dauer von 5 bis 8 Jahren steigt, insbesondere wenn hohe Glucosemengen eingesetzt werden mussten, das Risiko für das Auftreten einer sog. verkapselnden Peritonealsklerose. Dies ist ein Krankheitsbild, das zur Bildung von fibrösen Membranen um die Därme führt und klinisch die Zeichen einer intestinalen Obstruktion auslöst…“
Alscher verdeutlicht, wie intensiv der Peritonealdialyse-Patient beobachtet werden und wie häufig sein Therapieregime individuell immer wieder neu angepasst werden muss, wenn Lebensqualität und Lebensdauer optimiert werden sollen.