Cross-over-Transplantation verkürzt Wartezeit auf Spenderorgan

 Im AKH Wien wurde eine so genannte "Über-Kreuz-Transplantation" (Cross-Over-Transplantation) mit Erfolg durchgeführt
Im AKH Wien wurde eine so genannte „Über-Kreuz-Transplantation“ (Cross-Over-Transplantation) mit Erfolg durchgeführt

Computer-Algorithmus berechnet, welche Paare aufgrund ihrer immunologischen Struktur für eine Über-Kreuz-Transplantation infrage kommen

(ES/DS). Wien – Kranke Nieren sind durch eine Lebendspende eines gesunden Menschen ersetzbar. Familienangehörige oder Freunde bieten sich hier für eine Transplantation an, vorausgesetzt das Gewebe von Spender und Empfänger ist immunologisch kompatibel. In etwa einem Fünftel der Fälle trifft das nicht zu. Daher warten vor allem hochsensibilisierte Menschen, die sich bereits zuvor einer Transplantation unterzogen haben, schwanger waren oder Blutkonserven erhalten haben, oft viele Jahre auf eine neue Niere. Jetzt wurde an der MedUni Wien im AKH Wien eine so genannte „Über-Kreuz-Transplantation“ (Cross-Over-Transplantation) mit Erfolg durchgeführt. Mit dem Aufbau eines systematischen Cross-Over-Programms kann die Wartezeit deutlich verkürzt werden.

Bei der Über-Kreuz-Transplantation wird das Problem der Inkompatibilität dadurch gelöst, dass Paare (Ehepaare, Brüderpaare, Mutter und Kind, Freunde, etc.) unter Einsatz eines neuen Berechnungs-Algorithmus herausgefiltert werden, bei denen die Organspende „über Kreuz“ möglich ist. Das heißt, der jeweilige Spender, dessen Niere nicht für den eigentlichen Empfänger geeignet ist, spendet das Organ dem „fremden“ Empfänger vom anderen Paar und umgekehrt.

Der Computer-Algorithmus, der dabei verwendet wird, greift auf alle Daten der eingetragenen Paare zu und berechnet ganz exakt, welche Paare auf Grund ihrer immunologischen Struktur für eine Cross-Over-Transplantation in Frage kommen.

Österreichweites Programm

Die logistische Herausforderung für diese Transplantation, die engmaschig psychologisch begleitet wird: sie muss zeitgleich stattfinden, die jeweiligen Spender und Empfänger dürfen sich nicht kennenlernen. Das Ganze läuft anonymisiert ab. Im aktuellen Fall war die Niere des Ehemanns für seine Frau, die bereits zweimal transplantiert worden war und Dialyse-Patientin war, nicht kompatibel. Gleiches galt für ein Brüderpaar. „Über Kreuz“ konnten die Nieren aber transplantiert werden. „Das Ganze hat sensationell funktioniert“, bilanziert Georg Böhmig, „die Patienten konnten nach wenigen Tagen das Spital verlassen.“
Die transplantierten Nieren funktionierten auch, ohne dass sie „desensibilisiert“ werden mussten, das heißt, ohne dass die Antikörper aus dem Blut gewaschen werden mussten – wie es sonst in vielen Fällen üblich ist.

Ziel ist es nun, eine ganze Kette von Crossover-Spendern in Österreich aufzubauen wie es bereits in vielen anderen Ländern weltweit der Fall ist. Die Zentren in Innsbruck, Graz und Linz haben ihre Bereitschaft, mitzumachen, bereits bekundet. Im kommenden Jahr soll dieses österreichweite Programm anlaufen.