Neuer Wirkstoff gegen Lymphdrüsenkrebs nach Nierentransplantation

Neuer Wirkstoff gegen Lymphdrüsenkrebs nach Nierentransplantation

Bei jedem zehnten Kind, das nach einer Nierentransplantation mit dem Herpesvirus (Bild) infiziert wurde, kommt es zu Lymphdrüsenkrebs. Ein Anti-Virus-Medikament könnte das verhindern.

Jedes vierte Kind mit Spenderniere infiziert sich mit dem Herpes-Virus EPV, das zu Lymphdrüsenkrebs führen kann - ein Anti-Virus-Medikament schützt davor
Jedes vierte Kind mit Spenderniere infiziert sich mit dem Herpes-Virus EPV, das zu Lymphdrüsenkrebs führen kann – ein Anti-Virus-Medikament schützt davor

Heidelberg – Jedes vierte Kind, das eine Spenderniere erhält, wird durch das neue Organ mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV), dem Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers, infiziert. Bei bis zu zehn Prozent der so infizierten Patienten kommt es zu bösartigen Veränderungen der Lymphozyten im Blut. Der Fachbegriff für diese Krebsart lautet „Posttransplantation-lymphoproliferative Erkrankung“ (PTLD).

Heidelberger Kinderärzte untersuchten nun in der bisher größten Studie zur EBV-Infektion, wie sich der Verlauf der Infektion auf das Krebsrisiko auswirkt. Ihr Ergebnis: Das gängige Anti-Virus-Medikament Ganciclovir kann nierentransplantierte Kinder vor Krebs schützen. Mehr als die Hälfte der Infektionen mit dem EBV konnte damit verhindert werden.

Virus-Infektion über Spenderniere

Weltweit sind beinahe alle Erwachsenen mit dem Herpesvirus EBV infiziert. Die Infektion findet meist schon im Kindesalter statt und verläuft häufig ohne oder mit milden Symptomen. Das Virus verbleibt lebenslang im Körper, verursacht aber für gewöhnlich keine Beschwerden mehr. Eine Impfung gibt es noch nicht.

Unmittelbar nach einer Organtransplantation wird das Immunsystem des Patienten zum Schutz des neuen Organs etwas unterdrückt. „Gerade jüngere Kinder sind häufig noch nicht mit EBV in Kontakt gekommen. Die Spenderorgane stammen aber in der Regel von Erwachsenen, die fast alle EBV-positiv sind“, sagt Britta Höcker, Nierenspezialistin am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin.

Schutz vor EBV-Infektion schützt auch vor Lymphdrüsenkrebs

Um Lymphdrüsenkrebs vorzubeugen, müsse seine Ursache, also die EBV-Infektion, verhindert oder eingedämmt werden, so ihr Heidelberger Kollege Burkhard Tönshoff.  Dazu könne ein gängiges Medikament gegen Viren beitragen. Das Medikament Ganciclovir verhinderte bei elf von 20 untersuchten Kindern die Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus. Bei den restlichen neun Kindern vermehrten sich die Viren zumindest weniger als normal.

Dieses Ergebnis passt zu Daten einer US-amerikanischen Studie aus dem Jahr 2005. Diese zeigte, dass die Durchführung einer Viren-Prophylaxe das Auftreten von Lymphdrüsenkrebs nach Nierentransplantation um 83 Prozent verringern kann. „Wir empfehlen daher bei allen Risikopatienten eine Viren-Prophylaxe“, sagt Höcker. Um den Schutz vor EBV weiter zu verbessern, empfiehlt er außerdem eine Weiterentwicklung des Wirkstoffs Ganciclovir.