ANÖ Beitrag

27. Februar 2018

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Bayern sind Spitzenreiter beim Organspenden

Jeden Tag sterben in Deutschland drei Menschen, weil für sie kein passendes Organ gefunden wurde. 2017 ist die Zahl der Spender bundesweit erneut gesunken. Die große Ausnahme: Bayern. Dort stieg die Zahl der Organspender.

In keinem anderen Bundesland gab es 2017 mehr Organspender als in Bayern. Während die Spenderzahlen deutschlandweit weiter sinken, sind sie in Bayern im vergangenen Jahr um 18 Prozent auf insgesamt 143 Organspender gestiegen. Deutschlandweit sind die Spenderzahlen seit dem Vorjahr laut der Deutschen Stiftung Organtransplantation um sieben Prozent zurückgegangen.

Anzahl der Organspender durch Transplantationsbeauftragte zugenommen?

Dass immer mehr Menschen in Bayern ihre Organe spenden, könnte auch am bayerischen Gesetz zur Ausführung des Transplantationsgesetzes liegen, vermutet die Deutsche Stiftung für Organtransplantation. Bayern hat 2017 erstmals die sogenannten Transplantationsbeauftragten von anderen Klinik-Aufgaben freigestellt und im Gesetz detailliert geregelt, welche Aufgaben sie erfüllen müssen. Die Bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml geht ebenfalls davon aus, dass diese Veränderung des Aufgabengebietes von Transplantationsbeauftragten die Anzahl der Organspender erhöht hat:

„Dadurch ermöglichen wir den Transplantationsbeauftragten den notwendigen Freiraum für ihre verantwortungsvolle Aufgabe im Bereich der Organspende. Denn die Arbeit als Transplantationsbeauftragter im Krankenhaus ist im hektischen und dicht gefüllten Klinikalltag nur leistbar, wenn ausreichend Zeit zur Verfügung steht.“

Erkennen von Organspendern

Transplantationsbeauftragte sind meist Intensivmediziner, die sich in den Krankenhäusern um das Thema Organspende kümmern. Sie treiben das Thema voran, kümmern sich um interne Fortbildungen und sind Schnittstelle zwischen Patienten, Angehörigen, Ärzten und dem Pflegepersonal. Transplantationsbeauftragte stehen im Kontakt zur Deutschen Stiftung für Organtransplantation, die Organspenden koordinieren.

Zudem sollen sie potenzielle Organspender erkennen. Denn wenn am Lebensende alle medizinischen Möglichkeiten ausgeschöpft sind, bleibt im Klinikalltag oft nicht die Zeit, zu klären, ob die Organe des Patienten für eine Spende infrage käme und wie die Klinik den Aufwand bei einer Organentnahme personell und organisatorisch stemmen kann. Mithilfe der Transplantationsbeauftragten hofft man mehr potenzielle Spender erkennen zu können.

Widerspruchs- oder Entscheidungslösung?

Weltweit führend in der Organspende ist Spanien. Dort gilt die sogenannte Widerspruchslösung: Menschen müssen aktiv einer Organspende widersprechen, zum Beispiel in einem Widerspruchsregister. Die Widerspruchslösung gilt unter anderem auch in Frankreich, Österreich, Schweden und der Türkei. Auch die Niederlande haben kürzlich beschlossen, ihr Gesetz zu ändern. Ab 2020 gilt dort ebenfalls die Widerspruchsregelung.

In Deutschland gilt die sogenannte Entscheidungslösung: Der Verstorbene kann vor seinem Tod mit einem Organspende-Ausweis einer Organspende zustimmen. Wenn er keinen Organspende-Ausweis hatte, muss dies ein naher Angehöriger für ihn entscheiden – natürlich im Sinne des Spenders.