Schweiz: Dialysepatienten müssen 40.000 Franken hinterlegen

Das Universitätsspital verlangt ein Depot, wenn keine feste Zusage über einen Kostenausgleich vorliegt. Im Notfall ist eine Erstversorgung dennoch gewährleistet

In der Schweiz laufen die Uhren anders: Es werden nicht nur Budgetüberschüsse erwirtschaftet, sondern Auslandspatienten müssen vor Behandlung ein Depot hinterlegen. Den chronisch defizitären Krankenkassen in Österreich schulden Auslandspatienten mehr als 200 Millionen Euro.
In der Schweiz laufen die Uhren anders: Es werden nicht nur Budgetüberschüsse erwirtschaftet, sondern Auslandspatienten müssen vor Behandlung ein Depot hinterlegen. Den chronisch defizitären Krankenkassen in Österreich schulden Auslandspatienten mehr als 200 Millionen Euro.

(ANÖ/Kurier) 40¦000 Franken, diese stolze Summe sollte ein Mann aus Weil am Rhein bei einem Krankenhausaufenthalt in Basel hinterlegen. Es ging um einen Notfall. Laut Universitätsspital wird ein Depot verlangt, wenn keine feste Zusage über einen Kostenausgleich vorliegt. Die Schweizer haben damit schon schlechte Erfahrungen gemacht. Oft erhielten sie keine vollständige Gutschrift aus Deutschland, heißt es aus Basel. Schnell musste es gehen. „Sofort an die Dialyse“, habe der Hausarzt einem 78-Jährigen aus dem Weiler Ortsteil Haltingen geraten. Dieser wandte sich, wie üblich, an das Universitätsspital in Basel. Der Weg dorthin sei kurz, die Behandlung gut, das Umfeld vertraut. Dieses Mal lief aber nicht alles nach Wunsch. „Sie müssen 40¦000 Franken deponieren“, mit diesen Worten sei er empfangen worden. Ansonsten müsse er wieder abreisen.

Solche Depots sind nichts Ungewöhnliches. „Falls jemand nicht über eine volle Garantie seiner Krankenkasse oder Unfallversicherung verfügt, bitten wir die Person vor dem Eintritt um eine Depotzahlung“, sagt Martin Jordan, Mediensprecher des Universitätsspitals Basel. Dies sei auch bei Leistungen üblich, die nicht durch die Krankenversicherung gedeckt werden – zum Beispiel bei Schönheitsoperationen. Laut Jordan bewegen sich diese Beträge in einem Bereich von 20¦000 bis 35¦000 Franken oder richten sich nach dem Kostenvoranschlag. Liege keine Kostenzusage vor, denn werde ein Depot verlangt.

„Das war schon eine sehr dreiste Sache“, findet der Rentner. Neben der gesetzlichen habe er eine private Zusatzversicherung. Aus seiner Sicht keine Frage, dass das Geld beglichen wird. Das Problem: „Es war kurz vor dem Wochenende.“ Vermutlich habe eine schriftliche Zusage der Krankenkasse gefehlt.

Warum gibt es die Depots? „Weil wir häufig von deutschen Krankenkassen oder Versicherungen keine vollständige Kostengutschrift erhalten“, sagt Jordan. Erhält das Spital nicht das gesamte Geld, muss der Patient die Differenz begleichen. Das Spital bittet um Verständnis: „Wenn wir nicht genügend Depot aufnehmen, ist es ein enormer Aufwand, die Kosten einzufordern.“ „Eine Erstversorgung ist immer gewährleistet“, heißt es aus Basel.

Bei einem Notfalleingriff könne das Depot auch nach Beginn der Behandlung beglichen werden. Ansonsten sei dies nicht möglich. Jedes Spital erlasse eigene Regeln. Im Fall des 78-Jährigen einigte man sich auf 20000 Franken Depot. „Ich kam mir anfangs fast schon vor wie ein kleiner Verbrecher“, sagt er. Seine Frau habe das Geld schließlich hinterlegt. Nach vier Tagen konnte er das Spital wieder verlassen. Es ging ihm gut. „Ich war sehr zufrieden mit der Behandlung“, sagt er. Auch das Depot hat die Versicherung mittlerweile beglichen – vollständig.

Stichwort: Auslandspatienten

Die Schulden ausländischer Patienten bzw. von deren Sozialversicherungen bei den österreichischen Krankenkassen und Spitalsträgern sind in den letzten acht Jahren um rund zehn Prozent gestiegen. Das geht aus Daten des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger hervor. Vor allem bei den privaten und öffentlichen Spitälern sowie bei der AUVA haben sich diese Außenstände mehr als verdoppelt.

Ende 2007 waren 210,7 Millionen Euro an Forderungen gegen ausländische Sozialversicherungen bei den österreichischen Krankenkassen und Spitalsträgern offen. Bis 31.12.2014 stieg dieser Betrag auf 232,4 Mio. Euro.