BRD: Organspende-Kampagnen steigern kaum die Zahl der Organspenden

Die seit den Organspende-Skandalen 2012 ergriffenen Kommunikationsmaßnahmen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Köln, haben noch nicht dafür sorgen können, dass die Zahl der Organspender so hoch ist wie zuvor.

Deutschland hat seine Not mit der Organspende. Zukünftig ist geplant, das Thema Organspende zu einem verpflichtenden Bestandteil im Rahmen von Erste-Hilfe-Kursen zu machen
Deutschland hat seine Not mit der Organspende. Zukünftig ist geplant, das Thema Organspende zu einem verpflichtenden Bestandteil im Rahmen von Erste-Hilfe-Kursen zu machen

(ANÖ/ITZ). Dies ist eines der zentralen Ergebnisse aus: ‚Zweiter Bericht der Bundesregierung über den Fortgang der eingeleiteten Reformprozesse, mögliche Missstände und sonstige aktuelle Entwicklungen in der Transplantationsmedizin‘. Mit Stand vom vergangenen September gab es 672 Organspender in den ersten drei Quartalen 2015. Im Jahr 2011 waren es noch 900 Organspender im gleichen Zeitraum. Von 2011 bis 2014 gingen die Spenderzahlen deutlich zurück auf 649 Organspender (in den ersten drei Quartalen 2014). Das entspricht einem Minus von 27,8 Prozent. Für 2015 deutet sich somit nun ein erstes Plus an. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) förderte die Aufklärung der Bevölkerung und die Ermutigung zu einer Entscheidung für eine Organ- und Gewebespende mit 7,5 Millionen Euro im Jahr 2014 und 2015 mit 6,5 Millionen Euro. Mit dieser Kommunikationsaufgabe gesetzlich beauftragt ist die BZgA.

Aus dem Bericht geht hervor, dass mit diesen Mitteln reichweitenstarke Kommunikationsmaßnahmen umgesetzt wurden. Dazu gehören die seit 2010 bestehende Kampagne „Organpaten werden“ und die seit 2013 laufende kooperative Kampagne von BZgA und BMG. Letztere stand 2014 unter dem Motto „Ich entscheide. Informiert und aus Verantwortung“ und 2015 unter dem Claim „Mein Ausweis – meine Entscheidung! Nachdenken. Darüber reden. Entscheiden“. Mit Hilfe von Anzeigen, Großflächenplakaten und Bannern in Online-Netzwerken sowie der Ausstrahlung des Kinospots „Kein Witz“ wurde die Kampagne verbreitet. Dazu gab es einen informativen (organspende-info.de) und einen interaktiven (organpaten.de) Internetauftritt. Des Weiteren wurden Broschüren und Flyer für die Allgemeinheit und für spezielle Zielgruppen (u.a. Transplantationsbeauftragte, niedergelassene Ärzte, Pflegekräfte) vorgehalten.

Zudem führte die BZgA von Juli bis September 2014 eine bundesweite Repräsentativbefragung unter 4.002 Bürgern im Alter von 14 bis 75 Jahren durch. Dabei gab die Hälfte der Befragten an, das Vertrauen in das deutsche Organspendesystem verloren zu haben. Der Vertrauensverlust hat sich laut Studie jedoch nicht auf die allgemeine Haltung zur Organ- und Gewebespende ausgewirkt. 2013 waren 78 Prozent der Befragten „eher positiv“ dazu eingestellt, in 2014 waren es 80 Prozent. Ebenso blieb die grundsätzliche Bereitschaft zu einer Organspende hoch (2013: 68 Prozent, 2014: 71 Prozent). Weiterhin geht aus dem Bericht der BZgA hervor, dass die Zahl der Menschen, die einen Organspendeausweis besitzen, seit 2012 kontinuierlich ansteigt. Waren es 2012 insgesamt 25 Prozent, stieg die Zahl 2014 auf 35 Prozent. Die Nutzung des Infotelefons ‚Organ- und Gewebespende‘ wird ebenfalls im Bericht aufgegriffen. Im Jahr 2014 wurden insgesamt 14.715 Telefongespräche geführt und 728 E-Mails beantwortet. Knapp 30 Prozent aller Anrufe stammten von Personen, die im Jahr 2013 ein Anschreiben ihrer Krankenkasse zum Thema Organ- und Gewebespende erhalten haben und dazu Gesprächsbedarf hatten.

Zusätzlicher Versand von Aufklärungsmaterial erfolgte durch die Verpflichtung der Krankenkassen, ihren Versicherten alle zwei Jahre geeignete Aufklärungsunterlagen und Organspendeausweise zu übersenden. Das Gesamtvolumen, der durch die Informationspflicht entstandenen Ausgaben der Krankenkassen, betrug nach Angaben des GKV-Spitzenverbandes ca. 60 Millionen Euro. Zukünftig ist geplant, das Thema Organspende zu einem verpflichtenden Bestandteil im Rahmen von Erste-Hilfe-Kursen zu machen. Die Autoren des Berichts werten es als erste Erfolge, dass mehr Menschen einen Organspendeausweis tragen und die Informationsangebote von vielen wahrgenommen werden. Zudem bewerten sie es positiv, wie hoch die grundsätzliche Bereitschaft zur Organspende sei. Um die Bevölkerung zu einer dokumentierten Entscheidung über die Organspende zu motivieren, müssen laut dem Bericht der Bundesregierung die kommunikativen Maßnahmen fortgesetzt werden.