Diabetes: Erste Erfolge mit künstlicher Bauchspeicheldrüse

Das System misst ständig den Blutzucker und steuert die Insulinabgabe. In Graz wurde es erfolgreich getestet

Um die Folgen von Diabetes wie Bluthochdruck, eine Schädigung der Nieren bis zur Neuropathie zu verhindern, muss der Blutzuckerspiegel bisher durch mehrmals tägliche Messungen und Insulinverabreichungen auf möglichst optimalem Niveau gehalten werden
Um die Folgen von Diabetes wie Bluthochdruck, eine Schädigung der Nieren bis zur Neuropathie zu verhindern, muss der Blutzuckerspiegel bisher durch mehrmals tägliche Messungen und Insulinverabreichungen auf möglichst optimalem Niveau gehalten werden

(ANÖ/APA). Diabetes-Patienten brauchen viel Geduld: Alle paar Stunden muss der Blutzuckerspiegel gemessen und berechnet werden, wie viel Insulin verabreicht wird. Eine künstliche Bauchspeicheldrüse soll das lästige Prozedere ersparen und falsche Insulingaben verhindern. Die Sicherheit des Systems habe sich nun auch in einer dreimonatigen Heimanwendung bestätigt, berichtet die Med-Uni Graz. Ein erhöhter Blutzuckerspiegel ist ein typisches Anzeichen für eine Diabetes-Erkrankung. „Beim gesunden Menschen wird Insulin durch die Inselzellen der Bauchspeicheldrüse bedarfsgerecht ausgeschüttet und so der Blutzuckerspiegel auf stabilem Niveau gehalten“, schilderte Julia Mader von der klinischen Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel der Med-Uni Graz.

Um die Folgen von Diabetes wie Bluthochdruck, eine Schädigung der Nieren bis zur Neuropathie zu verhindern, muss der Blutzuckerspiegel bisher durch mehrmals tägliche Messungen und Insulinverabreichungen auf möglichst optimalem Niveau gehalten werden.

Automatische Abgabe

Laut Mader stelle die Abschätzung des tatsächlichen Insulinbedarfs für Betroffene jedoch oftmals eine Herausforderung dar und berge ein gewisses Risiko. Daher haben Forscher in den vergangenen Jahren viel Zeit in die Weiterentwicklung von Glukosemesssystemen investiert und Sensoren entwickelt, die im Unterhautfettgewebe kontinuierlich messen können. Auf europäischer Ebene wurde zuletzt das System „Artificial pancreas at home“ entwickelt, das aus einem kontinuierlichen Blutzuckermess-Sensor und einer Pumpe zur bedarfsgerechten Insulingabe aufgebaut ist – quasi eine künstliche Pankreas (Bauchspeicheldrüse). Gesteuert und überwacht wird es mittels Smartphone. Unter den internationalen Projektpartnern der Med-Uni waren auch die Universität Cambridge und das Stoffwechselforschungsinstitutes in Neuss, Nordrhein-Westfalen.

Erfolgreicher Test

Nach ersten 24-Stunden-Messungen im Clinical Research Center der Med-Uni und ersten einwöchigen Heim-Anwendungen haben zuletzt 33 erwachsene Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 das System über drei Monate zuhause erprobt. Die Ergebnisse wurden in der jüngsten Ausgabe des „New England Journal of Medicine“ publiziert.

Die Patienten seien mit Einsatz des Systems rund elf Prozent länger im optimalen Blutzuckerbereich geblieben als jene der Kontrollgruppe, schilderte Co-Autorin Mader. Außerdem habe der mittlere Blutzuckerspiegel einen um elf mg/dl niedrigeren Wert aufgewiesen. „Auch eine Verbesserung des Langzeitzuckers konnte bei gleichzeitig reduzierten Unterzuckerungen erreicht werden“, so die Studienautoren.